Eine Biologin führt uns durch den Garten der Forschungsstation Me Linh Station am Rande deas Tam Dao-Parks

Eine Biologin führt uns durch den Garten der Forschungsstation Me Linh Station am Rande deas Tam Dao-Parks

Text und Bilder von Torsten Schäfer

Ich war mit Ranty Islam im März 2015 im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung bereits für knapp zwei Wochen in Vietnam, um Dozenten der Medienakademie in Umweltberichterstattung zu schulen – und darin, wie man den Stoff an Studierende weitergibt. Es ging im Norden, nahe der chinesischen Grenze, um Klimawandel – auch mit Exkursion in die Berge. Dazu habe ich mehrfach gebloggt. Im September waren wir wieder nun im Tam Dao Nationalpark nahe Hanoi, um Artenhandel und Artensterben zu thematisieren ebenso wie Waldrodung. Es war sehr dicht, sodass ich erst – mit einer kleinen Ausnahme – jetzt zum Bloggen komme.

Die Mediendozenten machten selbst viele Bilder für ihre Umweltjournalismus-Lehre, manche Reptilien konnten sie auf die Hand nehmen

Die Mediendozenten machten selbst viele Bilder für ihre Umweltjournalismus-Lehre, manche Reptilien konnten sie auf die Hand nehmen

Es waren bewegende Exkursionen in eine Bärenstation, die lange in Gefangenschaft gehaltene Malaien- und Kragenbären aufnimmt. Den Tieren wird die Gallenblase angezapft, um daraus Arzneien zu machen. Und auch die nächtlichen Wanderungen durch einen Urwald, in dem schlicht alle großen Arten herausgefangen, gegessen oder verkauft sind (Phänomen der „leeren Wälder“), waren seltsam.

Wir bereiten uns auf die nächtliche Dschungeltour vor - mit Stirnlampen und eingezwängt in mückensichere Kleidung

Wir bereiten uns auf die nächtliche Dschungeltour vor – mit Stirnlampen und eingezwängt in mückensichere Kleidung

Neben kritischen Themen gab es wunderbare Erfahrungen, von lustigen und sehr interessierten Dozenten, die die Karaokekunst abendlich bestens beherrschen, über gänzlich unbekanntes Essen, feinen Kaffee, spannende politischen Fragen und vielem mehr.

In einem Hotel gaben wir die Kurse, oft mit Gruppenarbeit und vielen Debatten

In einem Hotel gaben wir die Kurse, oft mit Gruppenarbeit und vielen Debatten

Insgesamt aber, um zum Thema zurückzukommen, gibt es mindestens sieben spontane Gründe, warum die Umweltberichterstattung besser werden muss. Weil…

  1. … hier teilweise mehr Nashornextrakt eingeführt wurde als ganz Afrika exportiert hat, also…
  2. … das Land zur internationalen Drehscheibe des Wildtierhandels geworden ist: Elfenbein, Bärenprodukte, Tigerware, Nashornpulver…. Die Geschichten darum sind mitreißend, aber schwer zu recherchieren. Es lohnt sich journalistisch aber auf jeden Fall.
  3. … mittlerweile viele gute Umweltgesetze da sind, die aber schlecht umgesetzt werden. Und wie immer wird die Umsetzung journalistisch viel weniger begleitet als die Gesetzesformulierung.
  4. … Vietnam zu den Staaten auf der Welt gehört, die besonders stark vom Klimawandel betroffen sind durch Stürme, Fluten, Trockenheit, Erosion und vieles mehr. Klimawandel, das ist hier lebensbedrohlich, kostet viel Geld, ist faktisch ein Alltagsthema. Medial noch nicht so sehr. Darum sind wir auch hier.
  5. … eine ganze andere Reihe von Umweltproblemen bestehen, über die mehr berichtet werden kann – von Wassermangel und Trinkwasserverschwendung über Luftverschmutzung bis hin zu allen Auswirkungen intensiver Landwirtschaft.
  6. … es eine Vereinigung von Umweltjournalisten gibt, die Hilfen bieten und ein wachsendes öffentliches Bewusstsein für die Probleme einer rapiden Industrialisierung. Darauf müssen wir aufsetzen, jetzt!
  7. … die Regierung durchaus viele erkannt hat und mit der Hilfe externer Geldgeber viel aufbaut. Das, was danch kommt, Kontolle und Umsetzung, sind die die großen Probleme. Wie in vielen anderen Staaten auch.
Uncle Ho ist immer mit uns, und scheinbar sehen in den Hotels die Seminarräume exakt gleich aus! Statue, schwere Stühle, gleiche Tische...

Uncle Ho ist immer mit uns, und scheinbar sehen in den Hotels die Seminarräume exakt gleich aus! Statue, schwere Stühle, gleiche Tische…

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