Oder ist der Klimawandel nicht eher, zusammen mit seinen direkt verbundenen Folgethemen, ein neuer Metakontext, der uns ständig begleitet, auch wenn er nicht direkt in der Überschrift steht. Man kann sich etwa fragen..

… warum es immer mehr Touristen in die Arktis zieht? Aus Naturbegeisterung, aber auch aus der Angst heraus, diese Landschaften einmal nicht mehr sehen zu können. Die Erwärmung lässt die Pole schmelzen

… weshalb es den VW-Skandal mit allen Folgegeschichten gibt? Wegen Verstößen gegen Regeln für klimaschonendere Motoren.

…. wieso  ganze Ökosysteme wie etwa große Seen, in Asien oder in den Anden verschwinden? Aufgrund der Erderwärmung. Satellitenbilder zeigen das.

…inwiefern wir noch den traditionellen Skiurlaub in den Alpen machen können? Auch denen setzt der Kimawandel stetig zu.

…. warum die Regierung Elektroautos so sehr nach vorne schieben will? Klar, die Autoindustrie siehr neue Märkte, es fließen viele Fördergelder. Aber warum das? Weil es den Bedarf nach umweltfreundlichen Antrieben gibt – wegen des Metathemas Klimawandel und seiner politischen Bedeutung.

…. warum uns die Schließung der europäischen Kernkraftwerke noch lange beschäftigen wird? Weil die Zeichen in vielen Staaten auf erneuerbare Energien und  klimaschonenden Techniken stehen – ungefährlicher Art. Der weltweite Trend zu Solar- und Windkraft ist massiv, Kernkraft minimal.

Das war keine zufällige Auswahl sondern einfach die Zusammenfassung der Spiegel-Online-Startseite von 10 Uhr – mit Klimabrille versteht sich. Hier die Themen im Einzelnen:

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Man kann die Agenda natürlich auch anders lesen, ohne diese Anbindung, diesen Kontext. Doch die Liste der möglichen Klimafolgen, auch für Deutschland, ist noch viel länger. Sie reicht von Krankheiten und Artenschwund über Chancen hin zu einem neuen Städtebau und anderen Wirtschaftsweisen.

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Deutlich wird insgesamt eines: Wer über Klimawandel schreiben oder sprechen will, muss ihn nicht zwingend in die Überschrift packen. Denn er ist meist sowieso irgendwo da. Das zu wissen ist allerdings wichtig, um dann später den Kontext herzustellen. Ihn zu vergessen ist derzeit die größte Schwäche des Umweltjournalismus, wie Studien der TU Dortmund zeigen.

Journalisten sollten sich also beim Schreiben nochmal umdrehen, und nach dem Bau des Eingangsportals, nach den aufgeschriebenen W-Fragen und Ereignisbezügen, schauen, wohin der eingeschlagene Weg führt. Ein kurzer Wegweiser reicht ja, auf dem steht: Klima, Erwärmung oder dergleichen. Mehr ist in vielen Fällen ja nicht drin, weil es zu wenig Platz gibt. Oder destruktive Eile herrscht.

Aber ohne die Wegweiser treten wir auf der Stele, das gilt auch für viele andere Themen. Zuvorderst auch EU. Wieviele Themen erscheinen rein deutsch, obwohl dahinter die EU-Kommission oder ein Beschluss der Staaten steckte. Recherchieren, Kontextualisieren (sorry Sprachmenschen, ich bin auch Wissenschaftler), Anbinden – darum geht’s, gerade bei den großen, komplexen Dimensionen unserer Zeit.

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