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Foto: Kohleatlas 2015, (CC BY-SA 3.0)

Von Felix Austen

Nach dem Fleisch– und dem Bodenatlas jetzt also der Kohleatlas: Wie in den vergangenen Jahren veröffentlichte die Heinrich-Böll-Stiftung vergangene Woche ein Grundlagenwerk der Umweltpolitik und -wissenschaft, das gar nicht besser getimet sein könnte. Denn durch G7-Gipfel und Weltklimakonferenz gehört dem Thema Klimawandel ohnehin die volle Aufmerksamkeit. Da über Chancen und Potential der Erneuerbaren bereits viel diskutiert wird, die weltweiten CO2- und äquivalenten Emissionen aber weiter munter in die Höhe klettern, drängt sich nun die Frage in den Mittelpunkt: Warum steigen die? Und schon sind wir bei der Kohle.

Die Fakten sprechen für sich: Das Verbrennen von Kohle verursacht 40 Prozent des globalen Klimaaustoßes – der größte Anteil an den Emissionen! 18.000 Menschen sterbe jährlich an den Folgen der Kohleverbrennung – allein in der EU! Hundertausende wurden und werden Zwangsumgesiedelt, weil sie auf kalten Kohlen wohnen – auch in Deutschland. Und die Staaten der EU fördern das ganze auch noch mit fast 10 Milliarden Euro Subventionen pro Jahr! Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen, das fünfzig Seiten Starke Heft ist gefüllt mit Grafiken, Statistiken und Zahlen.

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Ob wir uns die Energiewende leisten können? Die Frage ist eher, ob wir es uns leisten können, auf sie zu verzichten. Foto: Kohleatlas 2015, (CC BY-SA 3.0)

An der Beseitigung der Kohleverbrennung kommen wir also nicht vorbei. Denn möchten wir das 2-Grad-Ziel noch erreichen, müssen 80 Prozent der heute förderbaren Mengen im Boden bleiben – nicht zu verwechseln mit den Mengen, die künftig noch erschlossen werden könnten und ein zigfaches betragen. Es geht um das wie, und auch hier bietet der Atlas viele Ansätze, immer mit einem ausgewogenen Blick für ökologische, soziale und politische Aspekte.

Im Spannungsfeld dieser drei Sphären bieten sich jede Menge Recherchemöglichkeiten, und mit Deutschland als größtem Kohleförderer der Welt muss man auch gar nicht weit reisen. In den Vororten Kölns werden dieser Tage wieder ganze Dörfer umgesiedelt – die Anwohner haben sicherlich einiges zu sagen. In Sachsen und Sachsen-Anhalt leiden viele unter den krankmachenden, zurückliegenden Jahrzehnten – haben zum Teil aber auch neue, sauberere und bessere Jobs dank erneuerbarer gefunden. Und im selben Gebiet verrosten und zerfallen gigantische Stahl- und Industriekolosse, die viel über bereits gezogene Schlüsse aus den immerselben Fehlern lehren könnten. Auch ihnen müsste man nur zuhören…

Ich habe das schonmal probiert und in meiner Abschlussarbeit für die Zeitenspiegel Reportageschule über Kohle geschrieben, was sie aus Land und Leuten gemacht hat – und was das mit dem Heute zu tun hat. Das gibt es hier nachzulesen, ab Seite 58.

Den Kohleatlas (und andere tolle Materialien) gibt es hier kostenlos zu bestellen oder zum Download als pdf oder epub.

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