Ousmane Pame hat das Netzwerk REDES zur Förderung von Ökodörfern gegründet. (Foto: Ousmane Pame)

Mister Pame, warum sind Sie eigens für den Klimagipfel von Dakar nach Bonn gereist?

Der Pariser Klimavertrag soll die Erwärmung unseres Planeten auf zwei Grad Celsius begrenzen. In der Sahelzone hat sich die Temperatur schon um fast vier Grad erhöht. Unsere Seen und Flüsse trocknen mit einer alarmierenden Geschwindigkeit aus. Gleichzeitig werden die letzten Bäume gefällt, um Reisfelder anzulegen. Mehr Wirbelstürme führen zu mehr Erosion. Unsere Kühe sterben und die Jugend wird dazu gezwungen, in die Städte oder ins Ausland zu ziehen. In der Nähe meines Dorfs haben Umweltverschmutzung und Dürren dazu geführt, dass es im Fluss kaum noch Fische gab. Die industrielle Welt hat in den vergangenen 200 Jahren viel Durcheinander geschaffen. Jetzt ist die entscheidende Zeit, um damit aufzuräumen.

Vor zehn Jahren hatten Sie die Idee, Ihr Dorf Guede Chantier klimagerechter zu machen. Die 7000 Einwohner wählten Sie zum Bürgermeister und wurden Teil der ersten sogenannten “Eco-Community” Senegals. Was ist seitdem geschehen?

Wir haben unsere Ideen über das Fernsehen, Radio, Zeitungen und im Internet verbreitet und so Gelder von der EU, UKaid und einer amerikanischen NGO erhalten. Davon haben wir viele Projekte finanziert; unter anderem eine Fischfarm, sodass die Fischer wieder zur Arbeit gehen konnten. In einem Workshop lernten 55 Frauen aus der Umgebung, wie sie ihr Gemüse und ihre Früchte konservieren, damit sie sie auch in der heißen Jahreszeit essen oder verkaufen können. Die Jugend säubert regelmäßig das Dorf; Plastikmüll ist ein ernsthaftes Problem im Senegal. Heute ist Guede Chantier das grünste Dorf in unserem Flusstal. Dort wachsen mehr Mangos und Gemüse als in den anderen Dörfern der Region. Auch der Tourismus bringt viel Geld in unser Dorf.

Wie ist es gelungen, dass die Gelder der Hilfsorganisationen nicht in den Taschen der falschen Leute landeten?

Wir haben regelmäßig erklärt, wie wir die Ressourcen eingesetzt haben. Am Ende meiner Amtszeit, 2014, habe ich die gesamte Gemeinde zusammengerufen und noch einmal erklärt, wieviel Geld mein Team wofür ausgegeben hatte, wie viel noch übrig war und wofür es eingesetzt werden sollte. Diese Transparenz geschah freiwillig.

Danach haben Sie ein Netzwerk namens REDES gegründet, das die Entwicklung weiterer Ökodörfer in der Sahelzone fördert.

Ja, mittlerweile sind 65 Dörfer im Senegal und in Mauretanien Mitglieder von REDES. Unser Ziel ist, die Gemeinden darüber aufzuklären, wie sie ihre fragilen Ökosysteme erhalten können und den Bewohnern die nötigen Techniken dafür beizubringen. Die Zahl der “Ecovillages” wird in den kommenden zehn Jahren enorm steigen, weil die Regierungen, Jugendorganisationen und NGO verstehen, wie notwendig es ist, sich für solch umwälzende Prozesse einzusetzen.

Warum engagieren Sie sich so sehr für diese Transformation?

Weil es unsere einzige Option ist. Wenn wir weiterhin auf dem Land unserer Vorfahren leben und unsere Traditionen beibehalten wollen, wenn wir gegen Landflucht kämpfen wollen und Gemeinden gedeihen sollen, dann müssen wir die Ökosysteme wiederherstellen, um unsere Kultur und Wirtschaft zu erhalten. Jeder andere Ansatz führt zu mehr Armut, Konflikten und Migration.

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