"Anwalt der Natur": Der Naturschutzring will eine gut informierte, vernetzte und ökologisch korrekte europäische Öffentlichkeit schaffen(Screenshot: dnr.de)

„Anwalt der Natur“: Der Naturschutzring will eine gut informierte, vernetzte und ökologisch korrekte europäische Öffentlichkeit schaffen(Screenshot: dnr.de)

Von Juliane Grüning und Bjela Vossen

www.eu-koordination.de – so heißt das Portal des Deutschen Naturschutzrings (DNR), das sich mit europäischer Umweltpolitik beschäftigt. Darin finden sich sowohl tagesaktuelle „grüne“ Nachrichten als auch langfristig wichtige Hintergrundinformationen. Jeden Donnerstag informiert ein kostenloser EU-Umweltnewsletter die AbonnentInnen über das, was in der Vorwoche in Brüssel beschlossen oder angestoßen wurde.

Zahlreiche Links und Adressen, ein Überblick über verschiedene EU-Politikfelder und hilfreiche Publikationen sollen dabei helfen, eine möglichst gut informierte, vernetzte und „ökologisch korrekte“ europäische Öffentlichkeit zu schaffen. Mitunter auch eine klar positionierte Gegenöffentlichkeit, denn natürlich bereitet ein Umweltverband als „Anwalt der Natur“ die Nachrichten aus der Perspektive von Nichtregierungsorganisationen auf. Doch zunächst muss den Akteuren klar sein, wie die EU funktioniert.

Die EU – ein Buch mit sieben Siegeln

Wer sich europapolitisch einmischen will, muss wissen, wann sich welche EU-Institution mit welchen Gesetzestexten beschäftigt. Nützlich sind auch Kontaktdaten von ExpertInnen, die sich mit dem entsprechenden Fachgebiet schon intensiv beschäftigt haben. Zu all diesen Fragen rund um das „Brüsseler 1×1“, über wichtige Begriffe, Termine und Bürgerrechte bietet das Internetportal Antworten. Wer dann noch Unterstützung benötigt, kann sich direkt an das Team der DNR-EU-Koordination in Berlin wenden.

Bereits 1991 hat der DNR, der Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände, eine EU-Koordinationsstelle eingerichtet. Heute gilt es, sowohl denjenigen zu helfen, für die die Brüsseler Politik ein Buch mit sieben Siegeln ist, als auch gewieften EuropakennerInnen bei der Recherche entscheidender Details unter die Arme zu greifen, gemeinsame Positionen zu koordinieren und mit vereinten Kräften auf EU-Ebene durchzusetzen.

Weil die Europäische Union ein lebendiges System ist und die Politik sich stets weiterentwickelt, gibt es auch nach über zwanzig Jahren Erfahrung als Service- und Kommunikationseinrichtung immer wieder Neues zu entdecken und an die Umweltverbände weiterzugeben. Darüber hinaus hat die Umweltbewegung, was Medien und Öffentlichkeit angeht, ähnliche Probleme wie die EU-Kommission oder die Bundesregierung.

Vorsichtige Anfänge

Denn eine europäische Öffentlichkeit gibt es noch gar nicht oder erst in vorsichtigen Anfängen. Die EU-Kommission bemüht sich mit zahlreichen Kommunikationskampagnen, die Verbreitung ihrer Ziele zu beschleunigen. Die Bundesregierung schiebt oft die Schuld an unliebsamen Gesetzen Brüssel zu, dann wieder schmückt sie sich mit europäischen Federn, wenn eine EU-Entscheidung in der Öffentlichkeit gut ankommt.

Dass in den letzten Jahren aufgrund von Einsparmaßnahmen der großen Printmedien sowohl EU-KorrespondentInnen als auch Umweltredakteure fehlen, macht die Sache nicht leichter. Es zeigt aber auch, wie wichtig weitere Akteure sind, um erstens Europa zu einem ökologischen, friedlichen und wahrhaft nachhaltigen Gemeinwesen zu machen und zweitens der europäischen Idee zu dienen. ÖkologInnen wissen: Alles hängt mit allem zusammen.

Der Artikel erschien bereit im Band „Umwelt Europa“ der Friedrich-Ebert-Stiftung.

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