Unsere Wälder stecken voller Leben – auch, wenn sich der Großteil erst beim genaueren Hinsehen erkennen lässt. Tatsächlich befinden sich in 0,3 Kubikmeter Erde 1,6 Billionen Lebewesen, während derzeit gerade einmal 6,9 Milliarden Menschen weltweit leben. Diese besondere Bodenlebewelt wird als Edaphon bezeichnet und in die beiden Bereiche Bodenfauna und Bodenflora unterteilt. Letztere beinhaltet pflanzliche Bestandteile wie etwa Wurzeln, jedoch auch Pilze, Bakterien und Algen.

Zur Bodenfauna hingegen zählen sämtliche Tierarten, die im Boden leben. Wer hier zunächst an Regenwürmer denkt, liegt zwar richtig, allerdings machen sie nur etwa zwölf Prozent der Artenvielfalt aus. So befinden sich in 0,3 Kubikmetern Erde etwa 1 Millionen Fadenwürmer, 100.000 Milben, 10.000 Borstenwürmer, 50.000 Springschwänze, 25.000 Rädertiere, 100 Käferlarven, 100 Zweiflüglerlarven, 80 Regenwürmer, 50 Asseln sowie 50 Schnecken und 50 Spinnen. Die am stärksten vertretenen Lebensarten sind mit etwa 1,5 Billionen jedoch Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und Algen.

Diese hohe Anzahl an Lebewesen macht sich auch im Gewicht bemerkbar, denn das Edaphon von einem Hektar Waldboden wiegt unter idealen Bedingungen bis zu 25 Tonnen und ist damit so schwer, wie fünf ausgewachsene Elefanten.

Rund 45 Arten von Regenwürmern in deutschen Wäldern

Um einen Überblick über die vielen verschiedenen Tierarten zu verschaffen, werden diese nicht nur in ihrer Größe, sondern auch in ihrer Lebensweise unterschieden. So reichen die Größen von Mikrofauna (< 0,2mm) bis hin zu Makrofauna (< 20 mm), während zwischen Bodenhaftern, Bodenschwimmern und Bodenkriechern differenziert wird.

Die wohl bekanntesten Bodenkriecher dürften Regenwürmer sein. Rund 45 verschiedene Arten leben von ihnen in Deutschland. Sie tragen zum Abbau von Humus und Zerfallsprodukten bei und unterstützen somit eine allgemeinere Verbesserung des Bodens. Gleichzeitig lockern sie die Erde durch das Graben der Gänge auf und lagern so die unterschiedlichen Bodenlagen um.

Dennoch halten Regenwürmer sich lieber außerhalb des Waldes auf, da der Boden hier oft zu sauer für sie ist. Häufiger als Regenwürmer kommen verschiedene Arten von Asseln im Wald vor: Sie leben vor allem an der Bodenoberfläche und können zwischen drei und 45 Millimetern lang werden. Die kleinen Krebstiere sorgen für die Zerkleinerung von Pflanzenresten und wandeln diese schließlich zu Humus um.

Ebenfalls wichtig für die Humusbildung sind Milben, die teils nur bis zu 0,1 Millimeter groß werden und damit so klein sind, dass sie nur unter einem Mikroskop sichtbar werden. Weitere dieser winzigen Bewohner des Waldbodens sind Fadenwürmer, deren Körperdurchmesser gerademal 0,001 Millimeter beträgt. Sie sind vor allem für das Pflanzenwachstum wichtig und kommen besonders häufig vor: Bereits in einem Teelöffel Boden leben mehrere Hundert Fadenwürmer.

Bewohner des Waldbodens wichtig für Klima

Auch in Sachen Klima spielen Bodenlebewesen und Mikroorganismen wie Bakterien eine wichtige Rolle, denn das Edaphon ist das weltweit größte Recyclingunternehmen. Es zerlegt grobe Bestandteile der Nadeln, Blätter, Äste, Zapfen und Tierkadaver und zersetzt diese anschließend. Aus den kleineren Bestandteilen löst die Bodenflora dann die Nährstoffe, die zu einer Art Dünger werden und das Wachstum der Bäume unterstützen.

Außerdem wird bei diesem Vorgang Kohlenstoff im Boden gebunden, wodurch verhindert wird, dass dieser als Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangt. Ebenfalls wichtig sind die Gänge, die von Bodentieren gegraben werden: Baumwurzeln und Wasser können so problemlos in tiefere Regionen gelangen und sich dort weiter verbreiten.

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