Avocadostore: Mimi Sewalski bringt ihr privates Interesse an nachhaltigen Produkten und leben mit in ihre Arbeit beim Avocadostore ein. (Quelle: Mimi Sewalski)

Lisa Greis: Ihr Avocado Store ist einer der größten nachhaltigen Online-Marktplätze in Deutschland. Wie entstand die Idee und der Name dafür, denn eigentlich gilt die Avocado ja als sehr unökologisches Lebensmittel, etwa wegen des hohen Wasserverbrauchs beim Anbau?

Mimi Sewalski: Avocadostore wurde 2010 gegründet, als immer neue kleine und feine Label für Eco Fashion entstanden. Das Problem: Es gab bereits einige Menschen, die gerne nachhaltige Produkte kaufen wollten, aber nicht wussten wo. Unsere Idee war es, eine Plattform für nachhaltigen Konsum zu schaffen, wo man als Endverbraucher alle nachhaltigen Produkte übersichtlich präsentiert bekommt, Preise vergleichen kann und einfach und unkompliziert bestellen kann. Die Labels haben den Vorteil, dass sie ohne großes Risiko einen Onlineauftritt haben und die richtige Zielgruppe erreichen. Denn ein eigener Onlineshopping ist zwar leicht erstellt, aber Besuche auf den Onlineshop zu bekommen ist sehr viel Arbeit, was besonders für die kleineren Labels oft nicht zu leisten ist. Als wir Avocadostore gegründet haben, war die Avocado noch die Symbolfrucht der Ökobewegung, weil sie vor allem in den USA für vegane und gesunde Lebensweise stand. Es ist eine Frucht mit hartem Kern, außen und innen grün und letztendlich verkauft Avocadostore ja alles außer Avocados. Uns kann man mit einem Satz sehr gut zusammenfassen: Wir bieten für jedes herkömmliche Produkt eine nachhaltige Alternative.

Die meisten Menschen verbinden Onlineshopping mit hohem Konsum; Millionen an Produkten aus aller Welt sind rund um die Uhr verfügbar. Wie schaffen Sie es in Ihrem Shop, dieses Problem zu überwinden?

MS: Im Grunde geht es doch darum, dass wir verstehen, dass viele herkömmliche Produkte zu günstig sind und das Qualität, Bio und Öko einen berechtigten, etwas höheren Preis hat. Wir wollen den Leuten nicht einfach nur Produkte verkaufen, sondern wir klären auch auf, wie man weniger, aber besser konsumiert. Der beste Konsum ist der, der nicht stattfindet. Aber gleichzeitig können wir alle nicht von heute auf morgen unseren Lebensstil komplett umstellen. Deswegen inspirieren wir und zeigen viele Möglichkeiten auf, wo man sein Verhalten leicht ändern kann zum Beispiel ToGo-Becher, Trinkflaschen oder faire Sneaker. Nachhaltigkeit tut schon längst nicht mehr weh, sondern im Gegenteil: macht sogar Spaß. Wir zeigen unseren Kunden, dass sich qualitative hochwertige Produkte auszahlen und dass wir weniger aber besser konsumieren können.

Wie lassen sich Produkte nachhaltig versenden bzw. wie sieht Ihre nachhaltige Lieferkette aus?

MS: Da wir selbst keine Produkte produzieren, sondern als Marktplatz den Händlern und Marken eine Verkaufsplattform anbieten, haben wir selbst keine Lieferkette. Auch verschicken alle Händler selbst ihre Produkte. Was wir als Plattform machen ist, dass wir in unseren Händlernewslettern über neue Ideen und Innovationen in dem Bereich informieren. Auch sind wir natürlich in gutem Austausch und sehen uns auch als Informations-Knotenpunkt. Viele unsere Händler verzichten auf unnötiges Verpackungsmaterial, verwenden recycelte Materialien und nutzen auch retournierte Kartons und deren Inhalte wieder. Natürlich wird auch auf faire Arbeitsbedingungen geachtet.

Und wie können Sie kontrollieren, ob die nachhaltigen Kriterien bei den Marken eingehalten werden?

MS: Das können wir nicht. Und das ist auch nicht unser Anspruch. Avocadostore übernimmt die Aufgabe, die vorhandenen Infos transparent darzustellen. Nachhaltigkeit lässt sich nicht in „ja oder nein“, „schwarz oder weiß“ einteilen, vor allem nicht, wenn man wie wir so viele Produkte aus verschiedenen Kategorien anbietet. Deswegen gehen wir in den Austausch mit den Herstellern, treffen eine Vorentscheidung (denn viele Marken denken, sie sind grün und sind es aus unserer Sicht nicht) und machen diese Auswahl auf der Produktseite transparent und für jeden ersichtlich. Weil uns das aber noch nicht reicht, geben wir den Kunden die Möglichkeit am Produkt zu hinterfragen, zu kommentieren und auch zu kritisieren. Nachhaltigkeit ist ein Diskurs, den wir gerne zusammen mit Herstellern und Kunden führen. Außerdem ist die Nachhaltigkeitsbranche sehr dynamisch momentan, so dass sich Anforderungen und Kriterien dauernd ändern können. Wir finden es wichtig, auch darüber zu sprechen.

LG: Was treibt Sie persönlich an in diesem Business?

MS: Es sind genau diese innovativen Ideen, die mich antreiben. Tolle Produktinnovationen, die Spaß machen und gleichzeitig z.B. Müll vermeiden, Wasser sparen oder für faire Arbeitsbedingungen sorgen. Egal ob Öko-Jeans, To-Go-Becher oder Bambus-Zahnbürste – diese Produkte machen erstmal vor allem Spaß und begeistern durch Design und Qualität und sind dann auch noch nachhaltig.

LG: Was ist Ihr Lieblingsprodukt des Avocado Stores?

MS: Momentan ist mein Lieblingsprodukt ein Rasierhobel. Eigentlich ein alter Klassiker, der jetzt nicht nur mich durch seine Einfachheit begeistert, sondern auch viele unserer Kunden. Der Rasierhobel ist aus Edelstahl und funktioniert mit austauschbaren, klassischen Rasierklingen. Der Rasierhobel ist somit die plastikfreie Alternative zu Einwegrasierer – und nebenbei spart man langfristig auch, weil der Rasierhobel sehr lange hält und man nur die Klingen austauscht, die wiederum auch lange haltbar sind.

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