– Warum ich überhaupt Umweltjournalismus, Natur und grüne Themen als Journalist, Hochschullehrer und Mensch verfolge, habe ich in einem Buchartikel (ab S. 118) aufzuschreiben. Darum geht es auch meine Herkunft (u.a. Jusos, Naturschutzarbeit, früheres WWF-Mitglied). Mein heutiges Verständnis von Nachhaltigkeit entspricht dem, was wir bei Grüner-Journalismus aufgeschrieben haben.
– Ich fasse sie als universellen Wert aufgeklärter Gesellschaften auf (siehe viele internationale und nationale Verträge und Verfassungen, Juristen sprechen von „Umweltöffentlichkeit“), dem öffentlich handelnde Akteure – bei aller Offenheit eine solchen Wertes und Leitbildes – verpflichtet sind. Für Journalisten heißt dies, das Feld der Nachhaltigkeit, das ich wie den Klimawandel als holistische Dimension und nicht als geschlossenes Einzelthema verstehe, auf die Agenda zu setzten, stetig zu begleiten und auch kritisch zu hinterfragen. Denn Konstruktion, verstanden als Sichtbarmachen von Zukunftsentwürfen, kann erst durch vorherige Kritik und sich daran anknüpfende konträre – und das heißt bestenfalls umfassende – Debatten geschehen.
– Darüber hinaus bin ich für eine starke Nachhaltigkeit. Ich halte das bekannte Nachhaltigkeitsdreieck eher für verwirrend, da es unterschwellig als Zielsetzung immer die Balance seiner drei Ecken mitkommuniziert, woraus Beliebigkeit und Ungenauigkeiten in der Debatten resultieren. Grundlegend betrachtet ist jeder Konsum ein direkter oder indirekter Beziehungsakt mit der Natur; natürliche Ressourcen sind die elementare Grundlagen für menschliches Wirtschaften, Wohlbefinden und das Überleben insgesamt. Aus dieser Erkenntnis heraus können in einem Modell der Nachhaltigkeit weder Wirtschaft noch Gesellschaft auf eine gleiche Ebene mit dem Erdsystem und seiner Ökologie gesetzt werden. Dessen Funktionsprimat (siehe hierzu unsere Erklärung auf Grüner-Journalismus) bedingt daher auch einen Betrachtungsprimat in der Nachhaltigkeit, die daher „stark“ sein sollte – wobei die gleichzeitige Aushandlung ökonomischer und sozialer Fragen ebenfalls elementar für eine funktionierende gesamtgesellschaftliche, generationengerechte Entwicklung ist. Ohne diese Dimensionen entsteht mitunter ein Biozentrismus, der menschliche Belange vergisst und wenig zu Lösungen beitragen kann.
– Nachhaltigkeit darf keineswegs nur eine private Angelegenheit sein, die von Unternehmen und Konsumenten vorangetrieben wird – so wird sie jedoch vielfach diskutiert. Die Frage, was der Staat tun kann und muss, geht im gesamtgesellschaftlichen Deregulierungs- und Privatisierungsrahmen, der unsere Zeit bestimmt, oft vergessen. „Was kann ich tun?“ – das ist sicher wichtig, aber die Frage, was die Politik tun sollte, ist mindestens genauso wichtig. Insgesamt gehe ich da mit Armin Grunwald, der sich „Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit“ stellt.