Von Doreen Dormehl
Einige Blinde haben sich die Tricks der Fledermaus abgeguckt. So beispielsweise Daniel Kish. Der blinde US-Amerikaner empfängt anhand eines Zungenschnalzens und der daraus resultierenden Echos ein dreidimensionales Bild seiner Umgebung. Diese ungewöhnliche Technik trägt den Namen Klicksonar und wurde von Kish nahezu perfektioniert. Ohne Langstock kann er durch die Stadt gehen; sogar Fahrrad fahren sei mit dieser Methode möglich.
Was man dafür braucht, ist ein gut trainiertes Gehör. Entscheidend für den Lernvorgang im Gehirn ist, dass Objektecho und das Begreifen des Objekts eine gemeinsame Erfahrung sind. Die Zuordnung der Informationen ist genauso wichtig und aufwendig wie bei einem sehenden Kind, dessen Gehirn in den ersten Lebensmonaten das Interpretieren des Lichtes lernt. Die Feinheiten kommen mit der Übung und entwickeln sich im Laufe der Jahre.
Doch wie funktioniert das? Von jedem Zungenklickwerden Schallwellen erzeugt. Diese Wellen prallen als schwache Echos von allen Oberflächen ab und gelangen zurück in die Ohren. Das Gehirn verarbeitet die Echos und konstruiert daraus ein dreidimensionales Bild von der Umgebung. Mit dieser Methode kann Kish aus der Nähe eine Stange von zweieinhalb Zentimeter Stärke erkennen. Auch verschiedene Materialien und Oberflächen bestimmt er mit Hilfe des unterschiedlich reflektierten Schalls. Jede Oberfläche hat so ihr eigenes Echo. Blinde wie Kish finden sich mit der Klicksonar-Technik sogar in einer belebten Fußgängerzone zurecht.