Von Francine Heidt, Stella Lorenz und Clara Hechler
Donnerstag Morgen, 10.00 Uhr: Der Konferenzraum des Instituts für Wohnen und Umwelt (IWU) in Darmstadt füllt sich langsam – die Agenda wird neugierig studiert, Kaffee ausgeschenkt und die ersten Kugelschreiber gezückt. Zehn Teilnehmer aus Journalismus und Kommunikation treffen sich, um zwei Tage lang Neues zu lernen und zu diskutieren: Mit Referenten aus Forschung und Praxis soll der Fragestellung nachgegangen werden, wie Berichterstattung rund um Klima-, Nachhaltigkeits- und Energiethemen aussehen kann, welche neuen Ideen und Konzepte es gibt.
“Klima, Windkraft, Wärmedämmung – neue Ideen und Konzepte für den Journalismus” heißt der Workshop, zu dem dasumweltinstitut, die Hessen Agentur mit der Hessischen Energiespar-Aktion, das Unternehmen DAW und das Institut für Wohnen und Umwelt (IWU Darmstadt) Mitte April eingeladen haben. Das Thema ist mehr eine Dimension und allein das macht es so wichtig, seine Vermittlung zu optimieren. Denn diese ist, genau wie es der Klimawandel mit all den angrenzenden Themenkomplexen ist, schon immer schwierig. Was können Journalisten tun, wenn sich trotz der Dringlichkeit der Klimathemen, immer wieder Fehlinformationen hartnäckig halten? Wie kann man Nachhaltigkeitsthemen attraktiv verpacken, wenn Berichterstattung rund um das Klima ereignisgetrieben ist und oftmals nur mit konkretem Anlass stattfindet?
Diesen und anderen Fragen widmete sich das Seminar, dessen Konzeption in einen Kurs des „Masters Medienentwicklung“ über ein Semester entwickelt worden ist und nun als „Wissenstransfer“ aus der Hochschule in die Praxis gespielt wurde. Begleitet wurde die Konzeption von Teilstudien im Rahmen des Forschungsprojekts „Klimageschichten“ am Institut für Kommunikation und Medien der Hochschule Darmstadt. Die Forschungsergebnisse flossen in drei Referate des Seminars ein.
Klima-Mythen und Windkraft-Meinungen
Die geladenen Referenten kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen rund um die Thematik. Dementsprechend vielseitig ist der fachlichen Input und regt zur Diskussion an, wie die Themen: ‘Wärmedämmung’, ‘Windkraft’, ‘Energiesparen’ und ‘Klima’ besser an eine breite Öffentlichkeit vordringen und informieren ohne zu langweilen.
- Dr. Monika Meyer, Leitug IWU
- Dr. Immanuel Stieß (ISOE, Institut für sozial-ökologische Forschung)
- Bernward Janzing (freier Energiejournalist)
- Jasmin Krenzer (Absolventin des Masterstudiengangs Medienentwicklung, hda, Hereaus)
- Werner Eicke-Hennig (langjähriger Leiter der Hessischen Energiespar-Aktion)
- Florian Voigt (Hessen Agentur)
- Karin Laberenz, Kommunikation DAW
- Jana Herling (Regierungspräsidium Darmstadt)
- Francine Heidt, Stella Lorenz und Clara Hechler (Masterstudiengang Medienentwicklung, hda)
- Prof. Dr. Torsten Schäfer
Der Workshop versteht sich als Forum, in dem Erfahrungen rund um Klimathemen ausgetauscht, Recherchemöglichkeiten vorgestellt und Sachinformationen weitergegeben werden. Gerade bei Klimathemen gibt es oft Mythen, die immer wieder zitiert werden, wobei sie im Grunde widerlegt sind.
Trotzdem tauchen diese Mythen immer wieder auf, sei es durch Ressourcenmangel in der Recherche oder durch sich wiederholende Eingaben von außen. Aber auch hier gibt es Handwerkszeug, das praktikabel und effizient ist: beispielsweise in Form von Beiträgen, die die Faktenlage zu Windkraft und Wärmedämmung offen legen, ohne zu ‘erschlagen’, erweisen sich als hilfreich, um die allgemein kursierenden Vorurteile einordnen zu können.
Wie wichtig der Kontext ist
Exemplarisch wird im Rahmen des Seminars über den Verband von windkraftanlagen-gegnerischen Bürgerinitiativen “Vernunftkraft” gesprochen und wie man als Journalist mit solchen Gruppierungen, denen man populistische Züge zuschreiben kann, umgehen kann. Man ist sich schnell einig: Sachliche Darstellung aller Positionen und die deutliche Kennzeichnung von Gerüchten, Mythen und Meinungen sind hier der Schlüssel. Im Verlauf des Workshops wird den Teilnehmern anschaulich dargelegt, wie man generell Klimathemen bearbeiten und nachhaltig vermitteln kann: Berichterstattung rund um das Klima hängt sich oft an konkreten Ereignissen wie den Klimagipfeln oder einer Naturkatastrophe auf.
Im Zuge einer ereignisgetriebenen Berichterstattung fallen Kontextualisierungen in größere Zusammenhänge und Informationen zu Maßnahmen, die der Mensch ergreifen kann, um sich klimafreundlicher zu verhalten oftmals hinten herunter. In einer fruchtbaren Diskussion um die Klimathematik im gesellschaftlichen und journalistischen Kontext kristallisiert sich ein Meinungskonsens heraus, dass ‘Klima’, obwohl es ein absolutes Meta-Thema ist und jeden betrifft, im Regionaljournalismus oft hinkt. Ist es vielleicht einfach zu wenig greifbar? Storytelling als Herangehensweise sowie neue, auch visuelle Erzählformen stellen hier mögliche Anknüpfungspunkte für Journalisten dar.
Freitag Nachmittag, 16.30 Uhr: Die Teilnehmer lösen sich aus den intensiven Gesprächen, der letzte Kaffee wird ausgetrunken. Die Zufriedenheit ist spürbar, die Gruppendynamik hat neue Kontakte und neues Gedanken hervorgebracht. Zwei spannende Tage voller Austausch und Anregung,voll mit hilfreichen Informationen und Anstößen, die einer Wiederholung bedürfen könnten.