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Walknochen statt Eisscholle

(Foto: David Wünschel)

Wenn Horst Seehofer eine Obergrenze fordert, suchen Fotoredakteure nach Bildern von Horst Seehofer. Eine Buchrezension versehen Sie mit einem Bild des Klappendeckels. Wenn aber eine Nachricht zum Klimawandel eintrudelt, dann wird es schwierig. Nicht nur in Bildredaktionen herrscht mittlerweile die Erkenntnis, dass der Eisbär auf der einsamen Eisscholle ein ausgelutschtes Motiv ist.

Die Bundeszentrale für politische Bildung hat nun in Kooperation mit der Fotoagentur Laif einen Bildband zu diesem Thema veröffentlicht: “Evidence of Change – Der Klimawandel in Bildern”. Auf 135 Seiten finden sich Fotografien, die Ursachen und Folgen des Klimawandels dokumentieren. Das gelingt nur teilweise. Der Bildband ist beeindruckend, aber ebenso Zeugnis davon, wie schwer es ist, den Klimawandel fotografisch festzuhalten.

In einer der Fotostrecken begleitet der Fotograf Umweltpolizisten, die im Amazonas-Gebiet nach kriminellen Holzfällern suchen. Die Bilder sind nur bedingt „Evidence of Change“, sind nur bedingt Beweis für den Wandel. Weder ist der Klimawandel Schuld daran, dass Millionen von Bäumen gefällt werden, noch tragen Holzfäller die Schuld am Klimawandel.

Massai-Landwirte und britische Küstendörfer

Natürlich stehen diese beiden Themen trotzdem in einem Zusammenhang – wie fast alle Themen irgendwie mit dem Klimawandel zusammenhängen. Auch Bilder von Stürmen, Dürren, Luftverschmutzung oder Massai-Landwirten lassen sich durch das Klimawandel-Auge betrachten. Viele Motive im Bildband prägen sich ein – wie beispielsweise jene, die zeigen, wie der Anstieg der Meeresspiegel britische Küstendörfer bedroht. Dort ist der Zusammenhang zwischen Klimawandel und Problem besonders offensichtlich.

Trotzdem kann sich der Bildband dem Klimawandel nur annähern. Er verzichtet zwar auf Klischeebilder, kommt aber nicht ohne Eisbären aus. Eine Fotostrecke zeigt, wie sie in einem Berg von Walknochen wühlen und vor einem arktischen Dorf über einen Kiesstreifen tapsen. Früher lag hier einmal Schnee – das soll wohl die Botschaft sein.

Anders als in den meisten Bereichen des Bildjournalismus fällt es diesen Bildern schwer, für sich zu stehen. Ohne den Kontext des Bildbands würde man beim Betrachten nicht zwingend an den Klimawandel denken. Das liegt aber nicht an der Qualität der Bilder. Der Bildband ist so gut, wie es dieses Thema erlaubt. Aber gute Klimawandel-Bilder sind schwerer zu finden als gute Horst-Seehofer-Bilder.

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