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Torsten Schäfer

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Umwelt- und Reisejournalist, Professur für Journalismus mit Schwerpunkt Textproduktion,

Studiengangsleitung MA Medienentwicklung, Auslandsbeauftragter; Direktor Abteilung Journalismus am Institut für Kommunikation und Medien (IKuM)

Tel: +49 6071/829291 – Sprechstunde: dienstags, 14.15-15.15 Uhr + nach Vereinbarung, Haus 16 Raum 007

E-Mail: torsten.schaefer@h-da.de www.euroreporter.de, @umweltredakteur (privat) – www.grüner-journalismus.de, @gruenjournalist (h_da)

Journalistikstudium in Dortmund, Europamaster in Aachen, Politik-Promotion – danach und dabei habe ich als Journalist gearbeitet, für GEO, taz, Süddeutsche und andere.  Als Journalist begreife ich mich zuvorderst nach wie vor, auch wenn ich nun mehr lehre als schreibe (derzeit z.B. taz, enorm, FAZ). Denn seit 2013 bin ich Professor für Journalismus und Textproduktion an der Hochschule Darmstadt, wo ich das Medienportal „Grüner-Journalismus“ leite. Ein Lehr- und Forschungsschwerpunkt ist neben Europaberichterstattung (Promotion dazu) sowie Texten und Storytelling der Umweltjournalismus – auch, da ich Natur- und Wissenschaftsredakteur bei der internationalen GEO-Ausgabe war und in der Online-Redaktion der Deutschen Welle v.a. zu Klima und Energie gearbeitet habe.

Umwelt und Natur stehen seit 2003 im Fokus der journalistischen Arbeit, v.a. Fischerei, Arten und Klimawandel. Das hat mit vielen Naturerfahrungen in Kindheit und Jugend zu tun, mit der Mitarbeit in Umweltgruppen, dem Ziel, Förster zu werden und eigentlich Umweltschutz zu studieren. Aber auch mit dem ständigen Hinauswollen, am besten in den Norden, wo es mehr Wald als Städte gibt. Damit schlage ich mich immer noch bloggend und fotografierend bei Nordwärts herum, einem offenen reisejournalistischen Projekt zu Nordeuropa und Skandinavien. Soweit in aller Kürze. Noch mehr Berufliches gibt es hier zu lesen.

KOMMEND 2016

  • Fachtext zu Storytelling und Klimawandel (Fachjournalist)
  • Reisereportage zur norwegischen Hardangervidda (Merian.de)
  • Reisereport aus Tam Dao, Vietnam, zu Bärenfarmen (taz)
  • Reisereport zu leeren Wäldern und Artenhandel in Vietnam (taz)
  • Diskussionsabend zu Lösungsjournalismus mit Perspective Daily, Mathildenhöhe, Darmstadt, 18.2.2016
  • Themendebatte „énergie nucléaire et journalisme allemand“, deutsch-französische Seminare für Wissenschaftsjournalisten, TU Dortmund, 17.2.2016

Meine Forschungen finden sich auf den Seiten des Instituts für Kommunikation und Medien (ikum), aktuell das Projekt „Neues Erzählen“ zu Klima und Storytelling im Rahmen des Forschungsschwerpunktes „Journalistische Ökologie“. Betreute Abschlussarbeiten finden sich hier. Die Auflistung führte mich beim Schreiben zur Frage, wer mich selbst gut betreut und beruflich beeinflusst hat im. Intellektuell und Journalistisch v.a. Hanne Tügel, lange GEO-Redakteurin, und Martin Meister, heute bei der Körber-Stiftung, früherer geschäftsführender Redakteur für Wissenschaft bei GEO und dann Chefredakteur für GEO-International. Akademisch und wissenschaftlich Gerd G. Kopper, Journalistik-Professor in Dortmund und Europaexperte sowie sein Kollege Claus Eurich, Ethiker und Autor sowie Kontemplationslehrer, der mich zur Meditation brachte. Und Prof. Dr. Winfried Böttcher von der RWTH Aachen, Politologe und mein Doktor-Vater.

WICHTIGES UND KLÄRENDES

Umwelt und Nachhaltigkeit

1 – Warum ich überhaupt Umweltjournalismus, Natur und grüne Themen als Journalist, Hochschullehrer und Mensch verfolge, habe ich in einem Essay für GEO.de einmal versucht,  aufzuschreiben. Darum geht es auch meine Herkunft (u.a. Jusos, Naturschutzarbeit, früheres WWF-Mitglied). Mein heutiges Verständnis von Nachhaltigkeit entspricht dem, was wir bei Grüner-Journalismus aufgeschrieben haben.

2 – Ich fasse sie als universellen Wert aufgeklärter Gesellschaften auf (siehe viele internationale und nationale Verträge und Verfassungen, Juristen sprechen von „Umweltöffentlichkeit“), dem öffentlich handelnde Akteure – bei aller Offenheit eine solchen Wertes und Leitbildes – verpflichtet sind. Für Journalisten heißt dies, das Feld der Nachhaltigkeit, das ich wie den Klimawandel als holistische Dimension und nicht als geschlossenes Einzelthema verstehe, auf die Agenda zu setzten, stetig zu begleiten und auch kritisch zu hinterfragen. Denn Konstruktion, verstanden als Sichtbarmachen von Zukunftsentwürfen, kann erst durch vorherige Kritik und sich daran anknüpfende konträre – und das heißt bestenfalls umfassende – Debatten geschehen.

3 – Darüber hinaus plädiere ich für eine starke Nachhaltigkeit. Ich halte vom Nachhaltigkeitsdreieck wenig, da es unterschwellig als Zielsetzung immer die Balance seiner drei Ecken mitkommuniziert, woraus Beliebigkeit und Ungenauigkeiten in der Debatten resultieren. Grundlegend betrachtet ist jeder Konsum ein direkter oder indirekter Beziehungsakt mit der Natur; natürliche Ressourcen sind die elementare Grundlagen für menschliches Wirtschaften, Wohlbefinden und das Überleben insgesamt.

4 – Aus dieser Erkenntnis heraus können in einem Modell der Nachhaltigkeit weder Wirtschaft noch Gesellschaft auf eine gleiche Ebene mit dem Erdsystem und seiner Ökologie gesetzt werden. Dessen Funktionsprimat bedingt daher auch einen Betrachtungsprimat in der Nachhaltigkeit, die daher „stark“ sein sollte – wobei die gleichzeitige Aushandlung ökonomischer und sozialer Fragen ebenfalls wichtig für eine funktionierende gesamtgesellschaftliche, generationengerechte Entwicklung ist. Ohne diese Dimensionen entsteht mitunter ein Biozentrismus, der menschliche Belange vergisst und wenig zu Lösungen beitragen kann.

5 – Nachhaltigkeit sollte darüber hinaus keineswegs nur eine private Angelegenheit sein, die von Unternehmen und Konsumenten vorangetrieben wird – so wird sie jedoch vielfach diskutiert. Die Frage, was der Staat tun kann und muss, geht im gesamtgesellschaftlichen Deregulierungs- und Privatisierungsrahmen, der unsere Zeit bestimmt, oft vergessen. „Was kann ich tun?“ – das ist sicher wichtig, aber die Frage, was die Politik tun sollte, ist mindestens genauso wichtig. Insgesamt gehe ich da mit Armin Grunwald, der sich „Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit“ stellt.

Journalismusforschung

Dies alles führte mich spontan dazu, einige mir wichtige Dinge zu Journalismus und Journalistik aufzuschreiben, die meinen Lehr- und Forschungsverständnis umreißen.

1 – Journalistik und Kommunikationswissenschaften sind keine klassischen, für sich unabhängigen Fächer. Sie sind aus den Kultur- und v.a. Sozialwissenschaften hervorgegangen und müssen daher automatisch steten Bezug zu Disziplinen in diesen Feldern aufbauen, sie in sich aufnehmen und harte Abgrenzungen vermeiden. Von Beginn an sollte daher die Journalistik stark interdisziplinär arbeiten und auf eine Verbreiterung ihrer Betrachtungsperspektiven hinwirken. Auch praktisch ist dieser Gedanke fortzuführen. Denn in vielen Ressorts steht ein technisch-ökonomisches Paradigma einer Integration von sozialen, ökologischen sowie kulturellen und alltäglichen Bezügen entgegen. Auch deshalb sehen wir oft Expertendebatten und begegnen Sprachwelten, die kaum mehr eine Allgemeinverständlichkeit zulassen.

2 – Verstanden als Theoriearena, die der Beschreibung und Analyse des praktischen Journalismus dient, hat die Journalistik einen direkten Wirkungsbezug zur Praxis und damit zur Massenöffentlichkeit und -gesellschaft. Konsequenz dieses Zusammenhangs ist – auch da viele Forschungen direkte Gesellschaftsforschungen sind – ein transdisziplinäre Haltung. Wissen und Erfahrungen außerhalb des Wissenschaftssystems sind wertvoll und unabdingbar für die Forschungskonzeption, Bürgerwissen- und -wissenschaft willkommene Teile des eigenen Handlungsrahmens. Dies schließt auch die Frage nach Teilhabe und Partizipation der Gesellschaft in all ihrer Breite und Vielfalt ein – am Mediensystem, dessen Aussagen, Räumen und Zeitlichkeiten. Durch die digital-mobile Interaktionsgesellschaft, die wir geworden sind, ist diese Frage von besonderer Bedeutung, basiert doch eine der Grundideen der digitalen Kommunikation auf einem Einreißen der Kommunikationshierarchien und dem Aufbrechen der alten Akteursrelationen.

3 – Aus dieser der Offenheit resultiert das Verständnis von Wissenschaft als öffentlicher Wissenschaft. Ich meine, dass wir Hochschullehrer die Aufgabe haben, uns aktiv in öffentliche und politische Debatten einzumischen, Position zu beziehen und Fragen zu stellen. Darauf weist etwa die jüngste Serie in der ZEIT hin, die unterm Stricht beklagt, wie gesellschaftsfern, zurückhaltend und strikt fachbezogen Professoren heutzutage agieren.

4 – Die bisher genannten Prämissen deuten auf ein Bestreben nach grundlegender Offenheit hin, die durchaus zu Lasten von Begriffsgenauigkeiten, Fachabgrenzungen oder der Bestimmung konkreter Systeme, Schulen und Konzepte gehen kann. Diese Offenheit hat den Charakter der Ganzheitlichkeit, da diese dem grundlegendsten Auftrag, dem Journalisten ausgesetzt sind, entspricht: umfassendes Denken und Handeln, konkret verstanden als Aufgabe, aus einem breiten Allgemeinwissen heraus mit kritisch-konstruktiver Haltung einen Sachverhalt nach allen Richtungen hin zu recherchieren. Ob allerdings alle Positionen tatsächlich gleichgewichtig gezeigt werden, ist eine Frage ihrer Relevanz innerhalb der Sache. Grundlegend sollten Widersprüche deutlich werden und verschiedene Positionen erkennbar sein, wobei jedoch die öffentlichen Relevanzverteilungen ebenso deutlich werden müssen, was man gut am Beispiel des Klimawandels diskutieren kann: Klimaleugner müssen nicht im Sinne einer falsch verstandenen Ausgewogenheit genauso oft zur Sprache gebracht werden wie Klimaforscher oder andere Akteure. Gleiches gilt für andere Felder: Politikberichterstattung braucht keinen automatischen Anruf bei Demokratiegegnern, nur um „ausgewogen“ zu sein.

5 – Ganzheitlichkeit meint auch, dass verschiedene Quellen der Erkenntnisse möglich sind und nicht nur die kognitive Ebene, die vielzitierte „Wissensebene“, in Recherchen und Produkten abgefragt und angesprochen wird. Auch andere Quellen wie Intuition, Emotion, Kontemplation und spirituelle Traditionen liefern Informationen, die oft ausgeblendet werden. Insgesamt zeugt dies von einer grundlegenden Haltung der Achtsamkeit in der Kommunikation, die auch für Journalisten wichtig ist (siehe hierzu Eurich).

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