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Nachhaltiger Streamen, geht das?

Wie viel streamen wir?

Es ist 6:30, dein Wecker klingelt. Du stehst auf, gehst ins Bad und hörst zum Wachwerden deine Lieblingssongs. Im Bus geht es weiter mit einem Nachrichtenpodcast. Du freust dich jetzt schon darauf, wenn du heute Abend wieder heim kommst, dann warten Netflix und Co. auf dich.

So oder so ähnlich sieht wahrscheinlich auch dein medialer Tag aus, damit bist du nicht allein. 2018 hörten Nutzer im Durchschnitt 2,6 Stunden Musik am Tag. Das entspricht 52 Liedern à 3 Minuten und ergibt eine Musiknutzung von 18 Stunden pro Woche. 89% der Musikhörer nutzen dabei Streaming on demand. Letztes Jahr nutzten 77% der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren zusätzlich Videostreamingdienste. 65% dieser sehr junge Zielgruppe nutzte sogar täglich online Videos wie z.B. auf YouTube. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass ganze 97% der gleichen Zielgruppe täglich das Internet nutzt.

Was bedeutet überhaupt Streaming?

Streaming bedeutet gleichzeitiges Hoch- und Herunterladen von Daten in und aus dem Internet, ohne diese auf dem eigenen Rechner zu speichern. Um einen normalen Stream zu gewährleisten braucht es 10 bis 15 Megabit pro Sekunde. Der durchschnittliche Netzwerkanschluss zu Hause kann die dafür nötige Leistung nicht aufbringen. Darum werden Daten von Streaming-Anbietern in Rechenzentren gespeichert. Diese Zentren verfügen über Leistung und Leitungen, Daten so schnell hochzuladen, dass man sie zuhause zeitgleich wieder herunterladen, also streamen kann.

Warum ist Streaming nicht nachhaltig?

Jede Tätigkeit an einem Rechner verbraucht Strom. Das Problem dabei: Der Großteil unseres täglichen Strombedarfs wird immer noch durch fossile Rohstoffe erzeugt. Dafür wird, z.B. im deutschen Ruhrgebiet, täglich Braunkohle abgebaut, was enorm viel CO2 erzeugt. Erneuerbare Energien, wie Windkraft und Solarenergie, kommen in der Natur unbegrenzt vor, erbringen jedoch nur einen Teil der Energie in unserem Stromnetz. 55% des Gesamtenergieverbrauchs von IT verursacht deren Nutzung. Beim Streaming wird besonders viel Energie verbraucht, da das gewünschte Format nur durch energieintensive, ständige Datenübertragung auf unserem Endgerät ausgespielt werden kann. Unser Streamen verbraucht schon heute 2,3% des gesamten weltweiten Stromverbrauchs. In den nächsten 10 bis 12 Jahren wird der Verbrauch auf rund 5,3% steigen. Nicht nur der Energieverbrauch der Server selbst ist das Problem, sondern auch der Verbrauch der Kühlanlagen. Umluft-Systeme brauchen viel Strom um die ständig arbeitenden Rechner zu kühlen. Es gibt zwar effizientere Kühlsysteme mit Außenluft, die nur ein Drittel der Energie regulärer Kühlsysteme verbrauchen. Diese Systeme sind jedoch nicht die Regel, da sie Sicherheitslücken aufweisen können.

So können wir Musik, Videos und Co. umweltverträglicher genießen:

  1. Musik über Audio- und nicht über Videostreaming Portale abspielen
    Wenn ihr nur Musik hören wollt, und nicht das zugehörige Video sehen möchtet, ist es sinnvoll eure Lieblingssongs auch über ein Audio- und kein Videostreaming Portal abzuspielen. Bei Videoplattformen wird zusätzlich ein Bild übertragen, das zusätzliche Daten verbraucht, die wir in diesem Moment gar nicht nutzen wollen, sprich nicht benötigen und einsparen können. So können wir Energie sparen.
  2. Wählt eine geringere Bildqualität
    Je besser die visuelle Qualität des Streams, desto mehr Daten verbraucht er. Das wiederum erhöht die Emissionen, die durch den Stream verursacht werden, da dieser dann mehr Strom verbraucht. Einfach bewusst machen: Wenn wir ein Video auf dem Smartphone schauen, braucht es nicht unbedingt HD Qualität beim Streamen. Viele Geräte können diese ohnehin nicht darstellen.
  3. Autoplayfunktionen abschalten
    Viele Anwendungen haben eine Autoplayfunktion. Meist lässt sich diese ganz einfach abstellen. Das hat gleich zwei Vorteile: Wenn ihr unterwegs mit mobilen Daten surft, spart ihr euer Datenvolumen, das eventuell monatlich begrenzt ist. Zweitens spart ihr, wenn ihr Daten spart, automatisch die Energie ein, die durch deren Übertragung verursacht wird. So schützt ihr euch gleichzeitig auch vor nervigen Werbevideos.
  4. Wlan statt mobiler Daten verwenden
    Daten, die über WLan übertragen werden, müssen nur mittlere Distanzen überbrücken, im Gegensatz zu Daten, die über mobile Daten versendet werden. Umso größer die Entfernung ist, umso mehr Energie verbraucht die Übertragung von der gleichen Datenmenge. Effizienter wäre es, wenn mehr Menschen ein gemeinsames Wlan-Netz verwenden würden. Theoretisch braucht nicht jeder Haushalt ein eigenes. Teilt doch ein Wlan mit euren Nachbarn, wenn ihr in gutem Kontakt steht! Zusätzlich sollte der Wlan-Router im Energiesparmodus laufen. Das könnt ihr ganz einfach am Router selbst einstellen. Das Gerät erhöht die Funkstrahlung dann nur, wenn sich ein Gerät einwählt.
  5. Digital Detox
    Einfach mal abschalten, denn: Den geringsten Energieverbrauch durch Datennutzung haben wir dann, wenn wir keine Daten nutzen. Statt die 5. Folge deiner Lieblingsserie zu bingen, kann es nicht schaden, mal den Bildschirm abzuschalten und sich die nächste Folge noch etwas aufzusparen.
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