Quellenschau: 21 Recherchetipps für Umwelt- und EU-Politik

(Quelle: _michaaa/ CC BY-ND 2.0)
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Von Torsten Schäfer

Umwelt und Nachhaltigkeit

Allzweckwaffe: Das Lexikon der Nachhaltigkeit

Die Aachener Stiftung Kathy Beys betreibt eine wertvolle Fundgrube für grünes Wissen: Im stets aktuell gehaltenen Lexikon der Nachhaltigkeit findet sich äußerst vieles – von dänischen Nachhaltigkeitsindikatoren bis hin zur Thüringer Agenda 21. Es gibt kein vergleichbares deutsches Online-Nachschlagewerk zu diesem großen Themenkreis. Es hilft allen, die sich für Fragen des nachhaltigen Lebens interessieren – und darüber hinaus.

Soziale Öko-Forschung – ein Überblick

Welche sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekte gibt es aktuell? Das Bundesforschungsministerium fördert viele und hält unter dem Punkt Sozial-ökologische Forschung (SÖF) einen Überblick im Netz bereit. Er ist nützlich, wenn man sich Umweltthemen aus dieser Perspektive näher anschauen will – was im Umweltjournalismus zu selten geschieht.

Fundgrube für Klima-Ideen: Die Spiekerooger Klimagespräche

Eine jährlich stattfindende, hochkarätig besetzte und noch nicht so bekannte Veranstaltung sind die Spiekerooger Klimagespräche, die in „Ergebnissen und Botschaften“ die Resultate aus Workshops wiedergeben, Thesen formulieren und Texte empfehlen. Eine Fundgrube mit prägnanten Aussagen und vielen Ideen.

Programmtipps für Umwelt- und Natursendungen

Der Umwelt-Wiki hat eine aktuelle Liste mit Fernseh- und Radiosendungen, die Umweltthemen behandeln. Und es gibt eine kurze Übersicht mit Zeitschriften aus dem ökologischen Spektrum. Einen guten Überblick über aktuelle Sendungen im Fernsehen und Radio hält auch die – teils leider etwas veraltete – Seite Agenda21-Treffpunkt bereit, die ohnehin eine gute Quelle ist für alles, was mit grünen Themen zu tun hat.

Servicestark – das Climate Service Centre (CSC)

Das Hamburger Climate Service Centre hat seine Angebote ausgeweitet und bietet nun einen Newsletter an, der die neuesten Ergebnisse der Klimaforschung zusammenfasst – eine gute Hilfe für jeden, der sich mit dem Klimawandel beruflich beschäftigt oder das Thema einfach so verfolgt und tiefer einsteigen will. Das CSC, das 2009 neu gegründet wurde und die Öffentlichkeit verständlich informieren soll, hat noch eine weitere Webseite aufgebaut: Der Klimanavigator erklärt den Klimawandel aus verschiedensten Blickwinkeln und gibt eine Übersicht über alle Forschungsstellen, die sich in Deutschland mit dem Thema befassen.

Umweltgeschichte für alle

Die Website Umweltchronik des Bundesumweltministeriums ist eine multimediale Rückschau auf die deutsche Umweltpolitik, die im Printmagazin auf 32 Seiten nochmal ausführlicher beleuchtet wird. Wer wissen will, was aus staatlicher Perspektive die wichtigsten umweltpolitischen Themen, Fakten und Zahlen seit 1986 sind, dem dürfte beides helfen.

Dichte Wald-Websites

Ein umfassendes und engagiertes Projekt rund um das Thema Wald ist das Waldportal des Umweltschützers Keno Tönjes. Hier werden aktuelle TV-Sendungen angekündigt und verschiedene Waldformen beschrieben. Ähnlich gut und noch internationaler ausgerichtet ist die Seite Mongabay, die Rhett A. Butler eingerichtet hat. Er ist kein Wissenschaftler, aber dennoch anerkannt.

Zum Nachschlagen: Umweltberichte des BMU

Wer zu Umweltthemen recherchiert, steht öfter vor einer Frage: Wo kann ich schnell und kompakt Informationen dazu finden, was Deutschland etwa im Bereich erneuerbarer Energien im letzten Jahr so alles gemacht hat – oder darüber hinaus? Man findet im Netz schnell sehr viel, hat aber immer noch im Hinterkopf, dass bei der Masse an News etwas verloren gegangen sein könnte. Vollständig und übersichtlich sind da die Zusammenfassungen der jährlichen „Umweltberichte“, die das Bundesumweltministerium verfasst.

Neues zum Umweltbewusstsein

Zu den bekanntesten Forschern, die sich mit Umweltbewusstsein beschäftigen, zählt der Marburger Pädagoge Udo Kuckartz. Er analysiert seit Jahren die grüne Befindlichkeit der Deutschen und hat hierzu zahlreiche Texte veröffentlicht, die wertvolles Hintergrundwissen für die journalistische Arbeit liefern – auch aus EU-Perspektive.

Grüne Ideen bei der Deutschen Welle

Die Deutsche Welle hat 2009 das Projekt Global Ideas gestartet, das mittlerweile zu einer spannenden Fundgrube geworden ist. Hier finden sich viele Fernsehreportagen und Hintergrundtexte zu Klima, Energie- und Umweltprojekten in der ganzen Welt, ob Asien, Afrika oder Südamerika. Es ist der internationale Blickwinkel der Welle, der das Angebot ergiebig für die Recherche macht.

Expertisen des Sachverständigenrats

Ein nicht immer beachteter Fundus umweltwissenschaftlicher Expertise ersten Ranges sind die Analysen des Sachverständigenrates für Umweltfragen der Bundesregierung, dem führende Experten der verschiedensten Fachdisziplinen angehören. Hier finden sich kritische Papiere zu aktuellen Themen. Es lohnt aber auch ein Blick zurück: Anfang 2007 etwa publizierte der SRU das Gutachten „Umweltverwaltungen an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit“, das zeigt, wie stark Bund und vor allem Länder seit Mitte der 1990er Jahre gerade im Naturschutz gespart haben.

Europa

Einzigartig: Das Europäische Journalistenzentrum

Sehr nützlich für die EU-Recherche und die Erkundung fremder Medienlandschaften ist die Site des Europäischen Journalistenzentrums in Maastricht, das – so viel sollte man wissen – von der EU-Kommission mitfinanziert wird. Es lohnt sich, hier einmal längere Zeit zu verbringen, weil es viel zu entdecken gibt – seien es Überblicke zu internationalen Journalistenverbänden, medienpolitische Nachrichten oder ein globaler Terminkalender. Lohnenswert sind die Seminarangebote zu europajournalistischen Themen, die das EJC als zentraler Akteur auf diesem Gebiet macht.

Fernkurs mit EU4Journalists

Das EJC in Maastricht hat im Auftrag der EU-Kommission das mehrsprachige Portal EUforJournalists ins Leben gerufen, das viele Tipps zur Europaberichterstattung bereithält und in Dossiers wichtige Themen wie den Lissabonner Vertrag und die EU-Politikfelder erklärt. Es gibt außerdem Übersichten zur europäischen Medienlandschaft, EU-Onlinemagazinen, Think Tanks und die Adressen aller EU-Organe mit den zuständigen Pressesprechern. Und vieles mehr wie etwa den Link zu Search Europa, einer Suchmaschine für die 28 Millionen Websites, die die EU inzwischen unterhält. Das Portal ist ein Werkzeug der EU-Öffentlichkeitsarbeit, aber dennoch sehr hilfreich, wenn man entsprechend kritisch damit umgeht.

Das neue Archiv: EUscreen

Das Portal EUscreen wurde im Oktober 2011 gestartet. Es ist eine Recherchequelle für die EU-Historie, da Zugang zu Filmen, Radiobeiträgen und Artikeln europäischer Rundfunkanstalten gegeben wird, die bis ins frühe 20. Jahrhundert zurückreichen.

Kritisch: der EU-Blog der FT

Kompetent informiert die Financial Times, das Brüsseler Leitmedium schlechthin, in ihrem EU-Blog über aktuelle europäische Themen. Hier gibt es Informationen, die nicht in der Zeitung stehen. Die britische Sichtweise unterscheidet sich öfter von kontinentalen Perspektiven auf die Union. Auch deshalb ist ein Blick in den Blog lohnenswert.

Kontakte im Ausland finden

Ein gutes Tool für die Experten- und Kontaktsuche im Ausland ist die Seite Länderkontakte. Schnell gelangt man hier zu verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens, die dann jeweils eine Fülle von Adressen anbieten. Eingetragen sind sowohl Organisationen in Deutschland, die sich um ein Land kümmern, wie auch Stellen vor Ort, seien es deutsche Außenhandelskammern, EU-Vertretungen oder Adressen deutscher Korrespondenten.

Europäische Presseschauen

Noch nicht so bekannt ist die mehrsprachige, von einer Redaktion erstellte Presseschau Presseurop. Sie bietet aus über 200 europäischen Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen einen Überblick zu verschiedenen Themen an und wird von einem Zusammenschluss mehrerer Medien, u.a. des Courrier International, getragen. Auch hier finanziert die EU das Projekt. Ähnlich ist der Ansatz des Portals Eurotopics, das mit vielen Auslandskorrespondenten eine tägliche Presseschau aus 28 Ländern anbietet. Träger des von der Bundeszentrale für politische Bildung finanzierten Projekts ist das Netzwerk n-ost, das sich der Osteuropaberichterstattung verschrieben hat.

Presseschau aus deutscher Perspektive

Die auch in Redaktionen bekannte Website Politikportal arbeitet mit vielen Newsfeeds deutschsprachiger Medien. Hier kann man schnell sehen, welche Europathemen gerade diskutiert werden – ein wertvoller Überblick und Impuls für eigene Recherchen.

EU-Umweltthemen auf Greenfacts

Ein EU-Umweltmagazin im Internet ist Greenfacts. Es erscheint in Brüssel tagesaktuell, im Aufsichtsrat sitzen verschiedenste Leute, viele aus der Brüsseler Politikszene. Auch die Industrie ist vertreten. Als Recherchehilfe ist es auf jeden Fall dienlich.

Das junge Europa: Café Babel

Es ist schon beeindruckend, was für ein Projekt da aus freiwilliger Initiative entstanden ist: ein medialer Ort des jungen, kreativen und kulturellen Europas. Bei Café Babel finden sich neben der Politik auch viele andere Aspekte des europäischen Alltagslebens, die sonst öffentlich untergehen. Auch wenn sich die Forschung einig ist, dass zur Entwicklung massenrelevanter europäischer Öffentlichkeitsstrukturen vor allem die Europäisierung der nationalen Massenmedien nötig ist, zeigt das Projekt, dass gerade das Internet ein Forum der paneuropäischen, mehrsprachigen Öffentlichkeit sein kann.

Der Allrounder: Das Portal Euractiv

Aktuelle englische, aber auch deutschsprachige News und Hintergründe zu EU-Themen liefert der anerkannte Brüsseler Fachdienst Euractiv. Zum Finanzierungskonzept gehören zwar auch Sponsoren, die sich Themendossiers wünschen können. Auf die redaktionelle Unabhängigkeit legt das Team, so der Eindruck nach einigen Redaktionsbesuchen in Brüssel, aber großen Wert. Die ausführliche Verlinkung und die eingebauten Kommentare gehören zu den Stärken der teils sehr nüchternen Berichte. Sie enthalten aber oft Informationen, die sonst kaum außerhalb der Brüsseler Welt bekannt werden.

Die Recherchetipps erschienen bereits im Band Umwelt Europa der Friedrich-Ebert-Stiftung.

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