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Streuobstwiesen in Zeiten der Klimakrise

Es ist ein warmer Sonntagnachmittag, Anfang Juni und Matthias Willnow und Thomas Hirsch vom Obst- und Gartenbauverein Kronberg sitzen gemeinsam auf Holzstämmen auf der Erlebnisobstwiese in Kronberg im Taunus. Vögel zwitschern munter auf den Bäumen und Schmetterlinge fliegen umher. Die Sonne steht hoch am Himmel und sorgt für eine sommerliche Atmosphäre. 

Im hohen Gras am Eingang der Erlebnisobstwiese steht ein großes weißes Schild. Es macht auf die Tiere und Insekten aufmerksam, die sich hier auf der Wiese aufhalten und dass auf sie Rücksicht genommen werden muss. Zwischen Bäumen und dichten Sträuchern haben Hirsche, Feldhasen, Wildschweine, Uhus und Füchse ein sicheres Zuhause gefunden. 

Die 3000 Quadratmeter große Erlebnis-Obstwiese liegt im Tal von Kronberg. Hier befinden sich Bäume unterschiedlichsten Alters mit rund 70 verschiedenen Obstsorten. Das Insektenhotel ,,Zur wilden Biene“ schützt die Insekten und gibt ihnen die Möglichkeit, sicher durch die Brutzeit zu kommen. Sie ist umgeben von viel Natur und kleinen Trampelpfaden. An mehreren Stationen können Spechthöhlen, Steinkauzröhren und ein Obst-Schiebespiel entdeckt werden.

,,Die Erlebnis-Obstwiese wurde zwischen 1999 und 2002 angelegt, um der jüngsten Generation sowie deren Eltern den Obst- und Gartenbau zu veranschaulichen“ (OBS,2022). ,,Kindergruppen sind hier immer herzlich willkommen und können Einführungen in die Blütenbiologie, Führungen auf der Erlebnis-Obstwiese, das Kennenlernen der verschiedenen Tiere sowie das Bauen von Insektenhotels bekommen”, erzählt Thomas Hirsch.

Nur 200 Meter entfernt liegt die Jubiläums Obstwiese mit vielen alten Obstsorten. Seit Jahren kümmert sich das Ehrenmitglied Heiko Fischer um die Wiesen, doch ab dem kommenden Jahr wird Matthias Willnow mit seinem Helferteam die Pflegemaßnahmen übernehmen. Matthias ist seit 2007 Mitglied des Vereins und kam, wie viele andere, durch einen Schnittkurs von Heiko Fischer in den Verein. Nach seinem Abitur hat er ein Praktikum bei einem Obstbaubetrieb in Neuenhain gemacht und so den Erwerbsobstbau kennengelernt. Parallel hat er  angefangen, eigene Wiesen zu pachten und zu bewirtschaften. 

Der Verein selbst wurde am 13. Dezember 1883 gegründet und hat zur Zeit rund 280 Mitglieder. Sie kümmern sich in ihrer Freizeit um die Streuobstwiesen und haben auch einige Kurse anzubieten wie einige Schnittkurse an Obstbäumen und Führungen auf der Erlebnis-Obstwiese. ,,Die Ziele des Vereins sind in erster Linie die Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege. Außerdem wollen wir die Streuobstwiesen erhalten und alte Obstsorten vor dem Verschwinden schützen”, begründet Thomas Hirsch. 

Beim genaueren Betrachten der Streuobstwiese fällt auf, dass einige Bäume trocken aussehen und auch mit weißer Farbe angestrichen wurden. ,,Sie mussten wegen der starken Sonneneinstrahlung mit Kalk und Pflanzenstärkungsmitteln angestrichen werden, da sie bereits Brandrisse aufweisen“, erklärt Matthias Willnow und zeigt auf den Stamm. Erhöhte Sonneneinstrahlung kann Schäden wie Sonnenbrand, Schalenbräune und Glasigkeit am Obst hinterlassen. Außerdem sterben durch die milderen Temperaturen weniger Obstbaumschädlinge im Winter ab und können so höhere Populationsdichten erreichen. ,,Da die Streuobstwiese in Richtung Süden ausgelegt ist, haben die Bäume zusätzlich mit der Sonneneinstrahlung und im Sommer mit enormer Hitze zu kämpfen”, fügt Matthias Willnow hinzu.

Es ist bekannt, dass der Klimawandel immer weiter voranschreitet und längst kein neues Phänomen mehr ist. ,,Der durch Menschen verursachte Klimawandel wird voraussichtlich bis zum Jahr 2100 eine Erwärmung zwischen 1,6 und 4,7 Grad Celsius zur Folge haben”, zeigt eine Statistik des Umweltbundesamtes auf. 

Auch heute sind die Auswirkungen vor Ort deutlich spürbar. Denn die Häufigkeit von Extremwetter nimmt immer weiter zu. ,,Durch Hagel und kräftigen Niederschlag brechen die Äste ab und das Obst auf den Bäumen fällt zu Boden, wo es dann verrottet“, erklärt mir Thomas Hirsch. Nicht nur Extremwetter ist ein großes Problem, sondern auch die zunehmenden Dürrezeiten. Je weniger es regnet, desto mehr Wasser wird zum Bewässern benötigt. 

Die teuren Kosten für die Bewässerung des Grundstücks muss der Verein selbständig tragen, was eine große Herausforderung darstellt, da Tausende Liter Wasser benötigt werden. Durch den Klimawandel verlängern sich jährlich die Dürrezeiten, weshalb mehr Wasser benötigt wird. In der Jahresversammlung des Vereins meldeten sich zwar freiwillige Unterstützer für die Bewässerung der Wiesen, dennoch werden Spenden oder Zuschüsse benötigt, um für den voranschreitenden Klimawandel gewappnet zu sein.

,,Es ist wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger über die Folgen informiert werden, damit sie ein Bewusstsein entwickeln können, um uns vielleicht mit kleinen Spenden unterstützen zu können. Ein Traktor mit Anhänger ist eigentlich die einzig logische Lösung, da wir einen großen Wassertank benötigen, um rund 200 Bäume bewässern zu können“, erklärt Matthias Willnow. Über Crowdfunding könnte es so möglich sein, den Verein zu unterstützen und gleichzeitig etwas Gutes für die Umwelt zu tun.

 ,,Die Streuobstwiesen sind nicht erst seit gestern vom Klimawandel bedroht und müssen geschützt werden. Sie dienen heutzutage weniger zur Lebensmittelversorgung, dafür mehr der Natur und den Insekten als Rückzugsort. Deshalb ist es von großer Bedeutung und unerlässlich, sie zu erhalten.”, betont Thomas Hirsch ausdrücklich.

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