Die spielhafte Nähe des bemoosten Altbaumes und des schlanken, schlaksigen Jungbaumes ist nämlich kein Tanz, sondern ein Kampf um dieselben Ressourcen. Auf der rechten Seite schieben sich die filigranen Ästchen der Wildkirsche noch voller Wachstumsenergie vor die alten, weisen, Jahrzehnte alten Äste der einst freistehenden Walnuss. Auf dieser Seite wird sie Jahr für Jahr weniger Sonnenlicht abbekommen. Die furchige Walnuss war vor der glatten Wildkirsche da. Und doch wird sie zurückgedrängt. Das saftige Braun, voller Jugend des schlankeren Baumes hebt sich ab von dem kühlen, erfahrenen Grau des mächtigeren Baumes.
Der nusstragende, staubfarbene Stamm geht weit hoch, meterdick bis sich der Trunk aufgabelt. Schwerer Ast um schweren Ast steht weg von der breiten Achse. Jeder Ast trägt wiederum Zweige, die ihrem eigenen Willen folgen. Starr und kantig zweigen sie stur voneinander weg.
Das breiteste ist das Fundament. Es ist bei dem naiveren Gewächs nicht mal einen halben Meter hoch, da trennt es sich schon in viele Ästchen auf. Doch trotzdem hat dieser Baum weniger Sinn für die Waagerechte. Er scheint nur die Vertikale zu kennen; das unerfahrene, früchtetragende Bäumchen voller Ambitionen. Die aus den Ästchen sprießenden Zweigchen sind kurz, verbeult und stromlinienförmig zueinander.
Doch mit dem Lauf der Konkurrenz aller Dinge in der Natur zueinander, wird die Anspruch erhebende, leichtsinnige Jugend zum etablierten Alter und das abnehmend wettbewerbsfähige Alter wird zum Tod.
Ein Beitrag von Simon Bitsch