Ein globales Netzwerk für Umweltjournalismus – was wollen Sie damit erreichen?
Unsere Mission war von Anfang an die Quantität und Qualität der Umweltberichterstattung zu steigern – mit dem Fokus auf Entwicklungsländern. An diesem Ziel halten wir bis heute fest. Und ich denke, wir haben schon einiges erreicht: Wir haben fast 3000 Journalisten aus- und weitergebildet. Und diese wiederum haben über 4000 Top-Geschichten in unseren Workshops produziert. Aber es gibt immer mehr zu tun. Wenn man so will ist es eine “niemals endende Mission”.
Und wie erreichen Sie die, mit wie vielen Kollegen?
Wir besetzen zweieinhalb volle Stellen. Dann arbeiten wir noch mit vielen ausbildenden Journalisten und Managern überall auf der Welt zusammen; mit sechs Ausbildern permanent, aber es gibt noch viele mehr. Im Moment arbeiten wir in zwölf Projekten in den unterschiedlichsten Regionen der Erde.
Wie ist die Resonanz in der Praxis?
Wir haben über 4500 Mitglieder. Im Prinzip kann jeder arbeitende Journalist, der an Umweltthemen interessiert ist, Mitglied werden. Interessierte Personen mit anderen Berufen können auch Partner werden, allerdings können sie nicht die Vorteile der Journalisten nutzen. Etwa, dass sich Mitglieder für unsere Stipendien und Programme bewerben können. Außerdem kann man sich mit anderen Mitgliedern austauschen. Es wird ja immer wichtiger, sich in Netzwerken zusammenzuschließen.
Können auch deutsche Journalisten Mitglieder werden?
Aber ja, auf jeden Fall. Für viele unserer Angebote wie Teilnahme an Klimakonferenzen können sich auch deutsche Journalisten bewerben. Manchmal gibt es auch Projekte, die nur für europäische Journalisten gelten. Natürlich kommen andere landesspezifische Programme nicht infrage.
In Deutschland beobachten wir einen medialen Trend hin zu grünen Themen. Wie sieht es global aus?
Nein, nicht wirklich. Ich fürchte, es ist wie eh und jeh ein hartes Geschäft. Es gehen zwar viele neue Online-Seiten mit grünen Themen an den Start, aber zur gleichen Zeit werden Umweltthemen in den “traditionellen Medien” immer weniger. Ich fürchte, dies ist der tatsächliche Trend: Der Umweltjournalismus bewegt sich aus den Zeitungen, dem Radio und dem Fernsehen heraus hinein ins Internet.
Glauben Sie, dass Ihre Arbeit etwas verändert?
Ich glaube dies nicht, ich weiß es. Schließlich sehen wir tagtäglich die Beweise dafür: Unsere Arbeit hat vielen Journalisten weitergeholfen. Und viele der Storys unserer Mitglieder haben richtig was bewegt: Wir haben geholfen, einen Nationalpark in Vietnam vor der Abholzung zu bewahren, eine illegal arbeitende Firma in China zu schließen, und so weiter. Es kommt immer wieder ein Stück dazu.
Gibt es auch Reaktionen aus der Politik auf das Earth Journalism Network?
Ja, natürlich. Unsere bearbeiteten Projekte riefen oft die jeweilige Regierung auf den Plan. Aber darauf sind wir ja nicht aus. Unser Job ist es, die Journalisten so weit auszurüsten und zu trainieren, dass sie selbst erkennen, was in ihrem Land wichtig ist zu kommunizieren.
Sehen Sie sich also als eine Art „Anstoßstein“ oder Vorreiter?
Ja, gerade im Online-Bereich sehe ich uns weit vorn: Netzwerkbildung und das Arbeiten mit vielen Partnerorganisationen, das ist schon innovativ. Und auch den Umweltjournalismus von einer Plattform aus zu stärken, da sehe ich uns schon als Modell für andere.
Interview: Anne Hachmann