Erst im April 2018 meldete eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft, dass auf dem deutschen Arbeitsmarkt etwa 440.000 Fachkräfte fehlen. Im Jahre 2030 könnte diese Zahl sechsmal so hoch ausfallen: Drei Millionen qualifizierte Fachkräfte könnten dann fehlen, das vermeldet das Basler Forschungsinstitut „Prognos“ Ende vergangenen Jahres. Auch in der Forstwirtschaft kriselt es daher.
Die Buchautorin Anja Kettner beruft auf eine Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB), wonach es 2006 knapp 7000 unbesetzte Stellen in der Land- und Forstwirtschaft gab; zwölf Jahre später sind es nun 9000.
Konkurrenz nimmt zu
Schon 2011 warnte der Präsident des Gesamtverbandes der deutschen land- und forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände (GLFA), Martin Empl, vor den Auswirkungen des Fachkräftemangels in der Branche. „Die Konkurrenz um junge, leistungsfähige Arbeitskräfte wird sowohl in der Ausbildung als auch in der Beschäftigung zunehmen“, sagte er in einem Interview mit der Zeitschrift „Ländlicher Raum“.
Laut Empl sei es wichtig, junge Menschen bereits früh herauszufiltern und gezielt zu fördern: „In den vierzehn Grünen Berufen werden derzeit insgesamt ca. 14.000 Jugendliche pro Jahr ausgebildet. Das entspricht einem Anteil von unter drei Prozent aller Auszubildenden in Deutschland“, sagt er.
- Fachkraft Agrarservice
- FischwirtIn
- ForstwirtIn
- GärtnerIn
- HauswirtschafterIn
- LandwirtIn
- Milchwirtschaftliche/r LaborantIn
- MilchtechnologeIn
- PferdewirtIn
- RevierjägerIn
- TierwirtIn
- WinzerIn
- BrennerIn
- PflanzentechnologeIn
Der Branchenzweig der Land- und Forstwirtschaft ist ein verhältnismäßig kleiner – gerade mal 1,5 Millionen Menschen waren August 2015 dort Beschäftigt (siehe Grafik). Zwar fällt der zunehmende Fachkräftemangel dadurch weniger ins Gewicht wie beispielsweise im Handel und der KFZ-Reparatur. Dort waren im vergangenen Jahr 122.000 Stellen unbesetzt. Dementsprechend verstärken sich aber auch die Bemühungen, die eine stark unterrepräsentierte Branche leisten muss, um junge Menschen anzuwerben.
Quelle: Datenreport 2016 der Bundeszentrale für politische Bildung
Trotz seiner rasanten Industrialisierungs-Geschichte ist Deutschland heute wieder zu 32 Prozent bewaldet, das geht aus einem Statuspapier des Deutschen Forstwirtschaftsrates hervor. Demnach verfügt Deutschland mit einer Fläche von 11.400.000 Hektar über so viel Wald wie seit Jahrhunderten nicht mehr. Diese riesige Fläche macht den deutschen Wald auch gleichzeitig zu unserem größten Süßwasserspeicher.
Bayern ist übrigens absoluter „Wald-Spitzenreiter“, mehr als 74000 Forstbetriebe zählte das statistische Bundesamt vor zwei Jahren in Deutschlands größtem Bundesland. Weit abgeschlagen folgt auf Platz zwei Baden-Württemberg mit 22600 Betrieben und auf Platz drei Niedersachsen mit 13500 Betrieben. Hessen liegt mit 4000 Betrieben auf Platz sechs, obwohl es mit einer Gesamtfläche von 42 Prozent neben Rheinland-Pfalz das waldreichste Bundesland ist.
Was muss sich ändern?
Arbeitgeber der Forst- und Landwirtschaft müssten sich laut Martin Empl mehr bemühen, die Vielfalt der Ausbildung und die Tätigkeiten im späteren Beruf zu vermitteln. Es gebe ein großes Spektrum verschiedener Möflichkeiten in der Forstwirtschaft sowie gute berufliche Einstiegs- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Schließlich müsse sich die Bezahlung in der Forstwirtschaft „nicht verstecken“.
„Ich bin überzeugt, dass Ausbildungsgänge in der Forst- und Landwirtschaft ziemlich modern sind“, sagt er. Wichtig sei es nun, die Förderung der Ausbildung zu sichern und Bafög- oder Stipendienmodelle auszubauen.