Schlammbedeckt ist deine Haut. Deine hügelige, nasse Haut. Schwarzbraune Rinde. An manchen Stellen ist sie mit grünem Moos bedeckt, beinahe giftgrün ist es. Kleine Haare, an deren Spitzen sich sternförmige Blättchen schmiegen, schlängeln sich an dir entlang. Deine Rinde, sonst so oft mit Stacheln und Spitzen, ist heute aufgeweicht. Das Wasser ist durch die Risse deiner Haut geflossen und hat sie aufgeweicht. An einigen Flecken wurde sogar Erde angeschwemmt. Kleine Erdhügel kleben auf dir. Ästchen liegen schlaff und schlammig auf den Hügeln. Braune Fasern zweigen von ihnen ab.
An ein paar Stellen ist deine Rindenhaut mit samt-weichem Moos bedeckt. Ein Dach aus grünen Gräsern sprießt aus den Erdhügeln. Die Gräser sind viel größer und breiter als das faserige Moos. Sie ragen in die Höhe. Das Moos hingegen liegt flach da. Vor allem das abgestorbene, das trockene-braune Moos sieht aus wie Äste auf dem Waldboden. In ein paar Rissen deiner Rinde bilden sich kleine Kuhlen, eine nach der anderen, bis sie ab und an in matschigen Gräben münden. Weiße Pilze mit schmalem Stil und gewölbten Hut wachsen daneben. Und immer wieder Schlamm – wie durchtränkter Waldboden oder wie kleine Sümpfe wabert er vor sich hin.
Ruhig liegst du hier in der Aue. Deine Äste hängen ins Wasser. Du bleibst liegen, wächst nicht weiter. Du wurdest von der Wucht des Flusses, der blau-grün unter deiner Krone schimmert, umgelegt. Für dich ist es ein neuer Weg, den du einschlägst. Ein Weg in einem nie endenden Kreislauf. Ruhig liegst du hier und stehst nicht wieder auf. Doch auf deiner Haut erstreckt sich eine neue Landschaft – nach deinem Vorbild. Eine feuchte, grüne, schlammige Landschaft. Die weiß, wie sie mit dem Wasser lebt. Die das Wasser sie durchdringen lässt. Die Schlamm anschwemmen lässt. Die Pilze wachsen lässt. Die grün und braun und schwarz ist, von Moos benetzt. Eine Landschaft, die den Dingen ihren Lauf lässt. Die lebt, indem sie loslässt.