Acht Uhr am Morgen. Der Wecker von Max klingelt, die mit dem Wecker vernetzten Rollläden gehen automatisch nach oben und lassen Licht in das Zimmer. Er friert ein wenig, deshalb schaltet er mit seinem Smartphone die Heizkörper ein. Draußen sieht Max, dass sich die Solaranlage automatisch nach Osten gedreht haben, um die Morgensonne aufzunehmen. Mit dem Strom aus dem eigenen Garten erwacht das Haus zum Leben.
Max überlegt, ob er die Schwebebahn um 9:03 Uhr oder um 9:05 nehmen soll. Er entscheidet sich für 9:03. In Ruhe trinkt er seinen Kaffee und denkt darüber nach, wie während seiner Studienzeit fast jeder Kaffee aus Einwegbechern getrunken hat. Absurd, denn heute weiß er, wie viel Müll dabei entstanden ist.
Peinlicher Fleischkonsum
Gemeinsam mit seinem Sohn Emil macht er sich Frühstück. Brot, dazu etwas Aufschnitt auf Soja-Basis. Sein Sohn entscheidet sich für Vollkorn-Müsli mit Hafermilch. Max reicht ihm die Hafermilch aus dem Kühlschrank und fragt, was er heute in der Schule hat. „In der ersten Stunde Erdkunde. Wir befassen uns gerade mit der Massentierhaltung und der Ermordung von Unmengen an Lebewesen vor drei Jahrzehnten“, entgegnet dieser. Max muss schlucken. Jedes Mal muss er daran denken, wie normal die Massentierhaltung damals war. Auch er hat Fleisch gegessen, viel Fleisch. Das war absurd, das er weiß er nun. Weil es ihm so peinlich ist, hat er es Emil nie erzählt.
Max und sein Sohn starten in den Tag, beide gehen gemeinsam zur Bahn. Max fährt zu seiner Arbeit, einem großen IT-Unternehmen, das für die Stadt arbeitet und sich um den automatisierten Nahverkehr kümmert. Emil fährt zur Schule. Die Bahn beschleunigt, nach fast zehn Minuten ist Max am Ziel. Sein Sohn muss noch eine Station weiter. Kurze Autorisierung am Eingang seiner Firma und dann ist er in seiner Abteilung.
Fünf-Stunden-Tag aus Skandinavien
Wie immer wartet ein Fünf-Stunden-Tag. Das hat sich damals aus Skandinavien über die ganze Welt verbreitet, viel effektiver arbeiten die Menschen dadurch. Im Infosystem schaut Max kurz nach, was heute auf dem Plan steht. Eigentlich nichts Außergewöhnliches. Seit einem Jahr arbeiten sie nun an der Verbesserung in der Innenstadt, denn dort stößt sogar das ausgeklügelte System fast an seine Grenzen.
Kein Wunder: Bei einem Nahverkehr im zwei-Minuten-Takt kann auch die Technik mal versagen. Nächstes Jahr soll endlich das 9-G-Netz kommen. Das verspricht dann noch bessere Kommunikation zwischen den Bahnen, Wasserstoffbussen und autonomen Wasserstoffautos. Die einzigen, die in der Stadt fahren dürfen, da sie zu einem Car-Sharing System der Stadt gehören. Also noch schnellere Reaktion und noch geringere Wartezeiten an den Signalen. Aber selbst die heutigen Wartezeiten sind so gering, dass fast keine Staus im Bahnsystem mehr entstehen.
Windräder klappen sich automatisch aus
Es ist inzwischen zehn Uhr, Max hat einen starken Hustenanfall. Er zückt sein Spray, das den Husten wieder beruhigt. Er hat eine Lungenerkrankung, da er früher an einer Hauptstraße gewohnt hat. Die hohen Emissionen haben die Krankheit erst Jahre später ausgelöst. Langzeitschädigung, sagt sein Arzt. Dank moderner Medizin braucht Max sich aber keine größeren Sorgen machen.
Während der Arbeit ziehen Wolken auf. Das Surren, das Max wahrnimmt kommt vom Dach. Die Solarpanels klappen sich auf und kleine Windräder fahren aus, klappen sich vollautomatisch auf und sorgen für Energie. So sieht es zur gleichen Zeit auf vielen Häusern in der Stadt aus. Drei Minuten lang surrt es, dann kehrt wieder Ruhe ein. Rund um die Uhr wird Energie produziert. Damit der enorme Bedarf der Stadt gedeckt werden kann, sind solche Systeme überall installiert worden.
Max plant seine Rückfahrt. Über das Smartphone bestellt er sich ein autonomes Auto. Kurze Zeit später sieht er, dass zwei Arbeitskolleginnen auch mitfahren. Schließlich müssen sie in die gleiche Richtung. Das intelligente Car-Sharing-System reduziert so den Verkehr auf der Straße. Auf die Minute genau kommt das Auto an. Max tippt kurz die Adresse ins Auto und das Auto fährt los. Angehalten wird fast nie. Wenn dann nur kurz, denn dank der Kommunikation über das 9G Netz regeln die intelligenten Systeme den Verkehr automatisch. Er braucht etwas länger als mit der Hochgeschwindigkeit-Schwebebahn. Dafür ist es komfortabler, und dank des Wasserstoffes ist es sowieso emissionsfrei.
Schüsse in die Atmosphäre
Auf der Fahrt ruft Max seine Frau an, die ist momentan in Skandinavien. Sie arbeitet als Geo-Ingenieurin und bekämpft die Folgen des menschengemachten Klimawandels. Sie berichtet, dass heute wieder etwas in die Atmosphäre geschossen wird. So wird die Erderwärmung zumindest reduziert. Max kommt zu Hause an. Auch am eigenen Haus haben sich die Windräder ausgefahren. Die kleinen Stromerzeuger drehen leise ihre Runden und fangen den Wind ein. Max stellt sich vor seine Tür, der Gesichtsscanner erfasst seinen Kopf und die Tür öffnet sich automatisch.
Sein Sohn ist schon zu Hause, macht Hausaufgaben. Er schreibt einen Aufsatz über das System der Massentierhaltung und den heute sogenannten Massenmord an Tieren. Emil fragt seinen Vater: „Papa, hast du damals auch Fleisch aus Massentierhaltung gegessen?“.