Die Hoffnung von neuem Lebensraum
Im Jahr 2100 fing die Menschheit an, Lebensraum unter dem Meer zu schaffen. Es klang so, als könnte das Problem der Überbevölkerung und komplett unfruchtbarer Landschaften endlich der Vergangenheit angehören. Die Atemluft sollte durch ein ausgeklügeltes System im Meerwasser gefiltert werden und in große Glaskuppeln unter dem Indischen Ozean gepumpt werden. Das Bauen der Lebensblasen, wie sie auch gebannt wurden, hat Unmengen an Ressourcen gekostet. Oberhalb des Meeresspiegels sind praktisch keine Rohstoffe mehr übrig geblieben. Aber es war die letzte Chance der Menschheit, denn Leben auf dem Land würde durch die nicht endende Zerstörung der Ozonschicht, überleben bald unmöglich werden.
Weil Platz und Atemluft dort unten jedoch knapper waren, als ursprünglich angenommen, musste die Viehzucht eingestellt werden. Fleisch ist verboten worden, pflanzliche Lebensmittel, vor allem Seetang wurden zur Hauptmahlzeit. Das politisch umzusetzen war ein Drahtseilakt, aber es musste ja getan werden, wie sollte die Menschheit sonst fortbestehen?
Die neue Unterwasserwelt funktionierte gut. Die Lage der Kuppeln in der Nähe von Afrika, schütze vor zu großen Strömungen und war auch wegen der Temperatur am Äquator sehr praktisch. Wenn man es schaffen würde, für die nächsten 100 Millionen Jahre diese Lebensweise aufrecht zu erhalten, könnte man vielleicht sogar zurück an die Oberfläche, wenn die Natur sich selbst reguliert und repariert hätte.
Der neue Alltag
Der technische Fortschritt erlaubte es mit wenig Aufwand, Strom aus der Meeresströmung zu gewinnen und damit die Wasserwelt komplett zu versorgen. Das alltägliche Leben unter dem Meer war auch nicht schwer, Maschinen übernahmen den Großteil der Arbeit. Keiner kochte mehr zu Hause, jeder hatte eine eigene Roboküche, die nach Eingabe des Wunschgerichts innerhalb kürzester Zeit ausgibt. Jeder Mensch hatte eine persönliche Computerassistenz in seiner Brille, die ihn durch den Tag führte, mit der es möglich war, zu kommunizieren, einzukaufen und viele andere alltägliche Dinge zu erledigen. Da den Großteil der Arbeit Roboter oder künstliche Intelligenz übernahm, konnten sich viele Menschen der Kunst, Musik oder dem Schreiben widmen. Aber auch Techniker und Forscher brauchte die Welt, nicht alles konnten von den Roboterhelfern erledigt werden. Das Arbeiten mit den Maschinen übernahm die Unterschicht. Sie sollten sich, unter der Aufsicht qualifizierter Forscher, auch um die Erforschung neuer Technologien kümmern.
Der Arbeitsweg wurde durch Magnetbahnen bewältigt, es sorgte für denkbar große Unzufriedenheit bei den Menschen, keine Autos mehr besitzen zu können, aber sie akzeptierten es, zum Wohle aller.
Konzerne kontrollierten große Teile der Gesellschaft, vor allem Pharmaunternehmen gewannen an Macht. Sie waren maßgeblich an der Entwicklung des Luftfiltersystems beteiligt und konnten somit viel Einfluss auf den Bau der neuen Städte und Länder nehmen. Das tägliche Konsumieren mehrerer Medikamente wurde zur Norm, wer ohne seine Beruhigungspille bei der Arbeit erwischt wurde, musste fürchten, seinen Job zu verlieren, Krankheiten wurden offiziell beseitigt. Es gab noch einige wenige Mutationen von Krankheitserregern, die nicht komplett getötet werden konnten und die unglücklichen Menschen die sich damit ansteckten, ließ die Regierung verschwinden.
Nicht alle können ohne Fleisch leben
Ein kleiner Teil der Menschen aber, wollte sich diesen neuen Gesetzen und Regeln nicht beugen, vor allem mit dem Verbot von Fleisch wollten sie nicht leben. Einige Jahre nach der Umsiedlung in die Meere begann diese Gruppe im Geheimen einige von den wenigen noch an der Oberfläche lebenden Tieren zu fangen und nach unten zu bringen. Es waren hauptsächlich besonders robuste Schweinearten und Vögel, die den Hühnern sehr ähnlich sind. Natürlich durfte das niemand mit bekommen, aber es war den Fleischliebhabern möglich in nicht überwachten Häusern am Rand der Kuppeln. Dort gruben sie Höhlensysteme und zapften die Luftschleusen der anderen an, um kleine Ställe zu schaffen. Hier gelang es ihnen ihr eigenes kleines Paradies, zu erschaffen, zumindest für kurze Zeit.
Es dauerte zwei Jahre, bis bekannt geworden ist was passiert, dass einige den Lebensraum der restlichen Menschheit mit ihrem selbstsüchtigen Verlangen nach Fleisch gefährdeten. Nur wenige vertrauten noch darauf, dass die Politik dieses Problem lösen könnte. Viele hatten immer noch das Verlangen nach tierischen Nahrungsmitteln, auch wenn sie schon Jahre lang darauf verzichtet hatten. Die Gesellschaft wurde gespalten, die Zahl der Fleischesser wuchs, ihnen war dieses Lebensmittel wichtiger als die Gefahr, den Lebensraum aller anderen Menschen zu bedrohen.
Die Übrigen wussten, dass es nicht möglich ist, Tiere in den Glaskuppeln zu halten, nicht mit den vorhandenen Ressourcen und schon gar nicht, wenn sie eine Zukunft auf der Erde haben wollten. Sie würden sich durch die Tierzucht den eigenen Lebensraum und die eigene Atemluft streitig machen und auf langer Sicht alle sterben.
Ein Krieg zieht auf
Die Menschen teilten sich auf in die Fleischesser und die Pflanzenesser. Die Regierung und die Firmen konnten ihre Kontrolle nicht mehr ausüben. Auf den Straßen bewarfen sich die Gruppen gegenseitig mit Flaschen oder griffen sich mit Messern an. Die Hausroboter wurden zweckentfremdet sich gegenseitig an zu greifen.
Aus einer gespaltenen Gesellschaft und Straßenkämpfen wurden zwei neue Staaten, ein Krieg brach aus. Keiner konnte einen Krieg auf diesem engen Raum überleben, die neuen technischen Entwicklungen wurden für Waffen verwendet. Die verfeindeten Parteien zerstörten sich gegenseitig den Lebensraum. Filteranlagen wurden sabotiert um, ganze Städte auf einmal zu ersticken, und der Gewalt der neuen Laser und Roboterwaffen waren die Kuppeln auch nicht lange gewachsen. Die Menschheit starb aus, ausgerottet durch eigene Gier und Dummheit.
Die Erde aber, konnte einen Weg finden. Ohne den Menschen dauerte es mehrere Millionen Jahre, trotzdem kehrte das Leben auf den Planeten zurück, neue Spezies entwickelten sich und passten sich an die veränderten Bedingungen an, die Natur eroberte schließlich die Welt zurück.