Interview: Tim Bergfeld
Was hat Ihnen zuletzt Freude bereitet, wenn Sie an das Schwimmbad in Traisa denken?
Zunächst haben wir uns sehr gefreut, dass die Corona-Zeit vorbei ist und die Schwimmbadsaison wieder ganz normal stattfinden kann. Das Schwimmbad hat am 15. Mai geöffnet, davor waren wir mit den Vorbereitungen beschäftigt. In der Saisonvorbereitung trifft man sich mit den Bademeistern und der Verwaltung um zu besprechen, wo wir finanziell unterstützen müssen und was es zu beachten gibt.
Wie ist denn die finanzielle Lage des Schwimmbads in Traisa?
Das lässt sich im Haushalt nachlesen. Prinzipiell ist jedes Freibad in Deutschland zuschussbedürftig – und die Situation ist immer vom Wetter abhängig. Grundsätzlich kostet das Schwimmbad etwa 360.000 Euro an Aufwand im Jahr, während die Einnahmen zwischen 60.000 und 80.000 Euro schwanken – je nach Wetter. Es ist also ein Zuschussgeschäft, schon lange. Gebaut wurde das Bad im Krieg, es ist mehr als 85 Jahre alt. Es gab auf jeden Fall Umbauten. Ganz zu Anfang war es ein Naturbad, der Ohlebach floss hindurch, doch err wurde umgelegt. Seit ich hier bin, das war 1991, wurde es nicht saniert.
Und wie wollen Sie da mit Ihrem Verein helfen? Das Bad gehört ja der Kommune.
Es war immer ein Anliegen des Schwimmbadclubs, die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig und wertvoll das Schwimmbad für die Gemeinde ist. Es sind etwa 500 bis 600 verkaufte Dauerkarten pro Saison, es benutzen also nicht alle Einwohner von Mühltal das Schwimmbad regelmäßig. Wenn Menschen aber herziehen, ist ein Schwimmbad etwas, was auffällt, gerade für Familien mit Kindern. Die Gemeinde hat außerdem in den nächsten zwei bis drei Jahren vor, das Schwimmbad umfassend zu sanieren. Das ist ein klares Commitment zum Freibad, worüber wir uns alle freuen!
Wie haben Sie die Zeit der Pandemie erlebt, was waren die größten Probleme?
Ich war in engem Austausch mit der Politik und dem Bürgermeister, weil wir das Schwimmbad trotz Pandemie öffnen wollten. Wir wussten, dass viele Leute nicht in den Urlaub fahren konnten und dass viele Familien auf engem Wohnraum mit ihren Kindern waren. Im ersten Pandemie-Jahr hat sich die Öffnung um einen Monat verschoben. Außerdem wurden keine Dauerkarten verkauft, damit durch den Onlineverkauf die Anzahl der Besucher je Zeitfenster genau gesteuert werden konnte. Der Schwimmbadclub selbst ist für das Früh- und Spätschwimmen verantwortlich, die etwa 450 Mitglieder des Clubs nutzen dies sehr regelmäßig. Wir haben für die Mitglieder während Corona auch eine Dauerkarte für diese Zeiten herausgegeben und täglich die Nachverfolgungslisten gepflegt.
Wer trifft die wichtigen Entscheidungen in Bezug auf das Schwimmbad?
Das Schwimmbad wird gehalten von der Gemeinde Mühltal – und die Linie wird von der Politik bestimmt. Wir haben den Schwimmbadclub gegründet, um auf die Bedeutung des Schwimmbads aufmerksam zu machen. Damit die Politik sich nicht entscheidet, das Schwimmbad zu schließen, um Geld zu sparen. Man kann 300.000 Euro pro Jahr sparen, wenn man ein Schwimmbad schließt, aber es gibt ja auch die Verantwortung, die Lebensqualität des Ortes zu erhalten. Außerdem wollten wir Menschen, die nicht zu normalen Zeiten das Schwimmbad besuchen können, den Schwimmbadbesuch ermöglichen. Daher das Früh- und Spätschwimmen.
Welche Vorteile haben Vereinsmitglieder genau?
Mitglieder können an dem Früh- und Spätschwimmen teilnehmen und haben durchgängigen Eintritt. An heißen Tagen sind beim Spätschwimmen bis zu 100 Personen anwesend. Es gibt Familien, die den Fernseher abgeschafft haben, oder welche, die sich den Urlaub nicht leisten können und mit den Kindern kommen. Das Schwimmbad ist eine Möglichkeit für die Menschen, mit ihren Kindern gemeinsam etwas zu erleben.
Wie ist es mit der Sauberkeit des Wassers? Stimmt es, dass Chlor ins Wasser gegeben wird?
Chlor ist eine Möglichkeit, Schwimmbadwasser zu reinigen. Es wird auch viel Salz ins Wasser gegeben. Gegen Algenbildung, gegen Sonnencreme und gegen Urin. Tatsächlich ist das Wasser am Morgen viel klarer und trübt sich über den Tag ein und wird ölig.
Wie sieht die Zukunft des Traisaer Schwimmbads aus?
Der nächste wichtige Schritt ist der runde Tisch, bei dem über die Sanierung beraten wird. Da treffen sich alle Vereine und sprechen über die Pläne.
Wie ist die Situation beim Personal?
Bademeister sind knapp. Man braucht einiges an Know-How und die Ausbildung ist durchaus anspruchsvoll. Für die reine Beckenaufsicht reicht tatsächlich ein DLRG-Schein. So könnten zum Beispiel auch Studenten die Aufsicht als Nebenjob machen. Man muss hierbei kreativ werden. Es gab bei uns im Schwimmbad übrigens noch keinen Unfall oder jemanden, der ertrunken ist.
Wie haben sich die gestiegenen Energiekosten auf den Betrieb ausgewirkt?
Unser Bad ist beheizt auf 24 Grad. Beim Schwimmen merkt man auch jedes Grad. Freibäder ohne Heizung sind deutlich kälter, aber Senioren gehen ungern bei unter 24 Grad ins Wasser. Das Schwimmbad konnte bisher mit Grundwasser versorgt werden, aber neuerdings ist eine Speisung aus der Wasserleitung nötig, was den Betrieb teurer macht. Die Solaranlage, die verbaut ist, erwärmt nur das Duschwasser. Das Becken wird meines Wissens nach mit Erdgas beheizt. Dann ist die Verteuerung natürlich da. Es wurde jetzt beschlossen, die Ticketpreise nicht zu erhöhen, auch um keine zusätzliche Belastung für die Familien zu kreieren.
Welche Probleme kommen noch auf das Schwimmbad zu?
Ein Problem für die Politik sind die Kosten. Hier ist es wichtig, dass der Wunsch der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, das Schwimmbad zu erhalten. Ein anderes Problem sind die immer strenger werdenden Auflagen für Bauten. Bei neuen Schwimmbädern gibt es zum Beispiel eine andere Methode der Wasserreinigung als in Traisa. Die Auflagen führen zu neuen Anforderungen und somit mehr Kosten. Da Schwimmbäder ein Zuschussgeschäft sind, wird es auch immer teurer für die Gemeinden.