Ehemalige Militärgelände werden umgepflügt – Kampfmittelräumdienst inklusive. Es werden Deiche untersucht und Schlammlöcher ausgebaggert. Und für wen? Für Schlammpeitzger, Ziegenmelker, Heidelerche und Sand-Silberscharte – weithin unbekannte Fischarten, die früher in den Auen- und Überschwemmungsflächen vom Rhein heimisch waren. Diese besonderen Arten und andere Bio-Schätze aus Flora und Fauna, will das länderübergreifende Naturschutz-Großprojekt Lebensader Oberrhein vermehren und schützen.
Die Gesamt-Projektleitung liegt in den Händen von Katrin Fritzsch, Biologin beim Nabu Baden-Württemberg. Bis 2017 werden die Nabu-Landesverbände von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz Lebensräume wie die nassen Rheinauen oder die wüstenartigen Sandgebiete fördern, wiederherstellen und schützen. In Baden-Württemberg liegt der Schwerpunkt dabei auf den Flugsandfeldern, Sandrasen, Binnendünen und Dünenwäldern, die ehemals entlang des Rheins entstanden sind. Diese Flächen sollen erhalten bleiben und vernetzt werden. Bemerkenswert sind hier auch länderübergreifende Konzepte wie das Deichmonitoring.
Ohne großen Zeitdruck Biologische Vielfalt fördern
In dem gesamten Bereich des Großprojekts Lebensader Oberrhein gibt es viele Schutzgebiete mit zahllosen Entwicklungsmöglichkeiten. Mit dem Hotspot-Fördertopf von rund fünf Millionen Euro macht nun der Bund den Geldbeutel auf. So werden ohne großen Zeitdruck ganz unterschiedliche Maßnahmen umgesetzt, um die Biologische Vielfalt zu erhöhen. Außerdem wird nebenbei die Vernetzung und Zusammenarbeit der verschiedenen Bundesländer gefördert. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Öffentlichkeitsarbeit, um der Bevölkerung im Oberrheingebiet die Lebensraum- und Artenvielfalt dieser Hotspots der Artenvielfalt näher zu bringen. Neben Ausstellungen und Vorträgen lassen sich Ehrenamtliche als Biodiversitäts-Botschafter ausbilden, um die Schönheiten der verschiedenen Landschaftstypen an andere weiter zu vermitteln.
Im Rahmen des Projektes hat der Nabu Baden-Württemberg ausgewählte Touren in der Oberrhein-Region auf der Plattform Outdooractive bereitgestellt. Zwanzig bekannte Tippgeber haben sich sofort dazu bereiterklärt, besondere Wege und Plätze im Projektgebiet der Lebensader Oberrhein vorzustellen. Unter anderem der Karlsruher Zoodirektor Matthias Reinschmidt, die Schauspielerin Ursula Cantieni, SWR-Comedian Sascha Zeus, Fernseh-Moderator Frank Elstner und der Opernsänger Niclas Oettermann, der „hier nicht in Sachen Kultur, sondern in Sachen Natur unterwegs ist“.