Von Anne Hachmann
Umweltprobleme gibt es überall – und doch gibt es noch lange nicht überall auch angemessene und kritische journalistische Berichterstattung zu den wichtigen Themen. Genau an dieser Stelle will das “Earth Journalism Network” (EJN) ansetzen, das seit 2006 besteht. Es ging aus den Organisationen Internews Network und Internews Europe hervor, die auch in der journalistischen Weiterbildung arbeiten aber keinen Fokus auf Umwelt- und Naturschutz haben. Besonders Klimawandel und Umweltkatastrophen bildeten so große Themengebiete, dass die beiden Vorgänger-Organisationen beschlossen, für diese Bereiche eine eigenständige Organisation zu gründen – das EJN war geboren.
Von Beginn an ist der Umweltjournalist James Fahn, der seit mehr als zwanzig Jahren vor allem über Entwicklungsländer schreibt. Geschäftsführer der Organisation. Fahn ist US-Amerikaner, hat aber einen großen Teil seines Lebens in Thailand verbracht, wo er unter anderem für die englischsprachige Tageszeitung „The Nation“ arbeitete und das Buch „A Land on Fire“ über Umweltverbrechen in Südostasien schrieb.
Seminare in Entwicklungsländern
Der Fokus des EJN liegt auf der praktischen Arbeit im Ausland. Vor allem in Entwicklungsländern werden Journalisten in Workshops und gemeinsamen Projekten für Umweltthemen sensibilisiert und weitergebildet. Sie erhalten sowohl thematische als auch handwerkliche Tipps und Schulungen, um über brisante Fragen wie Klimawandel, Biodiversität, Wasserknappheit sowie Küsten- und Meeresschutz berichten zu können. Bisher wurden fast 3000 Journalisten aus Dutzenden von Ländern geschult. Viele der daraus entstandenen Texte gewannen nationale und internationale Preise. „Doch es gibt immer noch etwas zu tun“, sagt James Fahn. „Wenn man so will, ist es eine niemals endende Mission“.“ Zu ihr gehört auch Hilfe beim Aufbauen von nationalen Umweltjournalismus-Netzwerken.
Zusätzlich stellt das EJN im Internet auch eine journalistische Plattform für Umweltthemen bereit. Mitglieder können ihre Texte online stellen; unter der Rubrik „Stories“ gibt es alle Texte nach Erdteilen sortiert. Außerdem finden Rechercheure weiterführende Informationen zu spezifischen Themen wie Landwirtschaft, Klimawandel, Biodiversität, Städte, Umweltverschmutzung und Meere. Und das EJN vergibt zusammen mit Partnerorganisationen Stipendien und Preise (hier aktuelle Aufrufe) für Umweltjournalisten. Eine Besonderheit: Das Netzwerk organisiert Journalistenreisen zu großen Welt-Klima-, Fischerei- und Umweltkonferenzen. informieren.
Dünne Personaldecke
Die vielseitige Organisation ist dünn besetzt: Nur zweieinhalb feste Stellen hat das Netzwerk; viele der im Internet erscheinenden Texte stammen von externen Mitgliedern. Dazu kommen zahlreiche freie Journalisten, die bei Bedarf Workshops geben. Zurzeit betreut die Organisation wetleweit zwölf Projekte, beispielsweise in Indonesien, China und der Amazonas-Region. Finanziell wird das EJN wird von verschiedenen Stiftungen unterstützt wie etwa der unabhängigen Marisla Foundation. Aber auch die Europäischen Kommission und privaten Spender geben Geld.
Jeder Journalist, der sich für Umweltthemen interessiert, kann Mitglied werden und sich online einen kostenlosen Account anlegen. Man erhält den Newsletter und Einladungen zu Veranstaltungen und Wettbewerben. Eigene Texte können hochgeladen und diskutiert werden. Teilnehmer aus anderen Umweltberufen können Co-Mitglieder werden. Teilnehmen an Konferenzen und Workshops darf jedoch nur, wer als Journalist eingetragen ist.
Konkrete Hilfen im Überblick
Auch deutsche Journalisten können von den Angeboten des EJN profitieren:
Programme und Stipendien
Wer Mitglied ist, kann sich für die Programme bewerben (hier aktuelle Aufrufe) und dann eventuell bei internationalen Umweltkonferenzen dabei sein und live berichten. Nebenbei kann man sich auch einfach über die einzelnen Konferenzen informieren, wenn man sie anklickt – auch als Nicht-Mitglied.
Umweltjournalisten können an den Earth Journalism Awards teilnehmen. Jeder kann seine Ideen zur Netzwerkbildung unter Journalisten und zur Informationsweiterleitung bis zum 15. Oktober 2013 einreichen. Die besten drei Ideen werden gefördert. Im letzten Jahr gewann beispielsweise ein Newsfeed auf SMS-Basis für die Philippinen.
Wissen und Quellen (alles als Nicht-Mitglied einsehbar)
Unter der Überschrift „Reporter Resources“ versteckt sich ein Toolkit. Zu den Themen Landwirtschaft, Klimawandel, Biodiversität, Städte, Umweltverschmutzung und Meere gibt es allerhand interessante Unterpunkte. So findet man beispeilsweise zum Thema Klimawandel Vertiefungen zu Treibhausgasen oder Gletscherschmelze. Diese Unterpunkte wiederum halten Quellen, Tipps zur Berichterstattung und weiterführende Links zu Homepages oder online veröffentlichten Studien bereit. Auch die Texte anderer EJN- Mitglieder kann man einsehen.
Journalistisches Handwerk in schwierigen Situationen
Der Bereich „Journalism Skills” hält mehr bereit, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. Man muss sich ein wenig durchklicken und findet dann wirklich gute Dinge wie:
- Tipps zum „Verwenden von Social Media”
- Hinweise zur Suche neuer Recherchequellen
- Empfehlungen zum „Berichten über Seuchen”
- Hilfestellungen zum „Berichten über Katastrophen”
- eine Übersicht zu anstehenden Terminen für Umweltkonferenzen und -tage