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„Umweltprobleme werden erst wahrgenommen, wenn sie eintreten“

Von Torsten Schäfer

Führend in der Nachhaltigkeitsforschung: Das Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt (Screenshot: isoe.de)
Führend in der Nachhaltigkeitsforschung: Das Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt (Screenshot: isoe.de)

Wissenschaftskommunikation ist ein großes Feld, was sind Ihre Ziele?

Es ist uns wichtig, dass die Ergebnisse der umfangreichen Forschungsarbeiten, etwa zu Energie, Klima und Mobilität an unserem Institut transparent, verständlich und verfügbar sind. Nicht nur für die sogenannte Scientific Community und für politische Akteure. Sondern gerade auch für die interessierte Öffentlichkeit, die sich fragt: Wie kommt man denn nun vom Wissen zum Handeln? Wer es Ernst meint mit Übergängen in eine nachhaltige Entwicklung, will schließlich wissen, wo es im Alltag Spielraum gibt.

Bildschirmfoto 2014-07-15 um 12.02.14

Vor ihrer jetzigen Tätigkeit hat Melanie Neugart zuerst ein Volontariat als Rundfunkredakteurin durchlaufen. Danach arbeitete sie für öffentlich-rechtliche Sender im Bereich Magazine und Dokumentationen, sammelte aber auch Erfahrungen bei Tagespresse, Nachrichtenagenturen und Radiosendern. Sie ist seit 2012 für die Presse- und Medienarbeit am Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) zuständig (Quelle: ISOE)

Wie sollte man in der Wissenschaftskommunikation von Nachhaltigkeitsthemen anpacken?

Zunächst ist der Blickwinkel wichtig: In der Wissenschaftskommunikation reicht es nicht aus, Ergebnisse aus der Forschung „nach draußen“ zu kommunizieren. Vielmehr müssen auch die WissenschaftlerInnen wissen und verstehen, was in der Öffentlichkeit bekannt, verständlich und von Interesse ist. Wir verstehen unsere Aufgabe deshalb so, dass wir zum einen die Forschungsarbeit unserer ExpertInnen für die Öffentlichkeit „übersetzen“. Gleichzeitig halten wir die WissenschftlerInnen aber auch auf dem Laufenden: Wie greifen Medien Nachhaltigkeitsthemen auf? Was interessiert die VerbraucherInnen? Wie lassen sich Empfehlungen für nachhaltige Lösungen nachvollziehen und vor allem konkret im Alltag umsetzen?

Und das geht wie?

Indem wir Forschungsergebnisse und Empfehlungen, die sich daraus ergeben, einbetten in Kontexte, die für möglichst viele Menschen nachvollziehbar sind. Beispiel Klimaschutz und CO2–Reduzierung: Da gehen viele VerbraucherInnen davon, dass sie im Vergleich zu Industrie und Gewerbe gar keinen Spielraum hätten. Dabei passt Klimaschutz sehr wohl in den Alltag. Wir wissen inzwischen, dass die privaten Haushalte ihren Stromverbrauch relativ leicht halbieren können – gewusst wie.

Aber wie übersetze ich das genau?

Gerade bei Nachhaltigkeitsthemen muss sich den Empfängern eben diese typische Frage „Was kann ich denn da als Einzelperson schon tun?“ auf Anhieb beantworten. Wissen ist die Voraussetzung dafür, dass sich Handeln ändern kann. Und für eine bessere Wissensvermittlung setzten wir übrigens schon bei unseren ForscherInnen an. Wie bieten ihnen Workshops an, zum Beispiel eine regelmäßige Schreibwerkstatt.

Stichwort Wissensvermittlung – welche besonderen Hindernisse erkennen Sie?

Schwierig gestaltet sich mitunter die Suche nach geeigneten Vermittlern innerhalb der Medien. Die wenigsten Redaktionen haben regelrechte Umweltressorts. Unsere Forschungsthemen werden dadurch immer „Grenzgänger“ zwischen den verschiedenen Ressorts wie Verbraucher, Gesellschaft, Politik oder Wissenschaft – wobei die Wissenschaftsredaktionen meist sehr naturwissenschaftlich aufgestellt sind. Sozialempirische Ergebnisse, zum Beispiel über die Kenntnisse der Bevölkerung zur richtigen Entsorgung abgelaufener Medikamente, zählen da eher nicht zu den harten Fakten.

Gibt es womöglich eine Art Unbehagen gegenüber Nachhaltigkeitsthemen, auch weil man Leser auf unbequeme Zusammenhänge hinweisen muss?

Grundsätzlich scheint es so zu sein, dass Umweltprobleme immer erst dann – auch von den Medien – wahrgenommen werden, wenn sie eingetreten sind. Das Thema Vorsorge und Verantwortung verkauft sich nicht so gut. Dabei wären es oft die kleine Verhaltensveränderungen im Alltag, die in der Summe einen Unterschied machen und die Voraussetzung sein könnten für nachhaltige Lösungen.

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