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Wie Berichterstattung Umwelthandeln auslösen kann

Erfolg statt Katastrophe: Das Projekt "Wild Wonders of Europe" zeigt, was der Umweltschutz in den letzten Jahren erreicht hat (Quelle: macchi/ CC BY-SA 2.0)
Erfolg statt Katastrophe: Das Projekt „Wild Wonders of Europe“ zeigt, was der Umweltschutz in den letzten Jahren erreicht hat (Quelle: macchi/ CC BY-SA 2.0)

Von Torsten Schäfer

Klimawandel, Artensterben, Überfischung – Umweltprobleme sind aus der öffentlichen Diskussion nicht mehr wegzudenken. Die Aufmerksamkeit für sie hat in Europa sogar zugenommen, wie Befragungen der EU zeigen. Das bedeutet aber nicht, dass auch die Bereitschaft zu umweltfreundlichem Handeln gestiegen ist. „Zwischen Umweltwissen und Umwelthandeln klafft eine große Lücke“, sagt der deutsche Umweltpädagoge Udo Kuckartz. Umso dringlicher sind Ideen gefragt, die zu ökologischem Verhalten führen.

Dass eine gewisse Ratlosigkeit herrscht, zeigte sich zum Beispiel im Dezember 2010 bei der letzten großen Umweltkonferenz, dem UN-Klimagipfel im Mexiko. Manche Aktivisten griffen dort zu immer drastischeren Mitteln, um Aufmerksamkeit zu erzeugen: In einem Trailer der Organisation „10:10“ sprengt eine Lehrerin zwei klimaskeptische Schüler in die Luft; das Video sorgte weltweit für Empörung.

Was erzeugt Interesse und bleibt glaubwürdig?

Doch welche Strategien bleiben glaubwürdig, erzeugen Interesse – und Handlungsbereitschaft? Nach ihnen suchen Forscher weltweit – etwa am Stockholm Environment Institute oder an der New Yorker Columbia University. Dort haben Wissenschaftler herausgefunden, dass besonders dramatische Botschaften und Bilder kurzfristig hohe Aufmerksamkeit erzeugen, mittelfristig aber genau das Gegenteil: Desinteresse und Abstumpfung. Sie raten deshalb zur mehr Nüchternheit – und Aufklärung über dieses Phänomen.

Forscher empfehlen auch, Umweltthemen zu personalisieren und Vorbilder aus der Gesellschaft vorstellen. Oder Probleme wie den Klimawandel konsequent auf die Lebenswelt der Bürger, also Regionen und Städte, zu beziehen. Zwei weitere Wege, die Wissenschaftler empfehlen: über Lösungen sprechen, nicht nur über Bedrohungen. Und öfter ökologische Erfolge in den Blick nehmen. Dabei, so Kuckartz, solle nicht immer nur gefragt werden, was der Einzelne tun kann. Wirkungsvoller sei es, Gruppen zu betrachten und so zu zeigen, was gemeinsam erreicht wird – in Nachbarschaften oder Kommunen: „Der Einzelne ist überfordert, wir müssen die Gruppe ansprechen, um Identitäten zu stiften.“

Erfolgsansprache und Gruppenfokus: Wild Wonders of Europe

Ein Beispiel für die Verknüpfung von Erfolgsansprache und Gruppenfokus mit kraftvollen Bildern ist das Projekt „Wild Wonders of Europe“, zu dem sich 69 Fotografen zusammengeschlossen haben. Ihre Ziele: Europas unbekannte Schönheit zeigen, um eine europäische Naturidentität zu schaffen. Und klar machen, dass die Umweltpolitik trotz aller Fehler einiges erreicht hat.

In der Medienlandschaft sind weitere, ähnliche Ansätze zu finden: etwa das Projekt „Global Ideas“, bei dem dem die Deutsche Welle mit Fernsehreportagen und Onlinetexten vielversprechende Klimaschutzprojekte weltweit präsentiert. Das Greenpeace-Magazin stellt in seiner Rubrik „Geht doch“ grüne, erfolgreiche Projekte vor. Und erfüllt damit den Anspruch, den Udo Kuckartz formuliert: „Gemeinsamer Erfolg motiviert, das muss stärker in den Fokus“, sagt Kuckartz. „Ohne zu vergessen, wie groß die Umweltprobleme sind. In diesem Gegensatz liegt die kommunikative Herausforderung.“

Dieser Artikel erschien bereits auf GEO.de

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