Wie man einen Nationalpark aus der Ferne erkundet

 

Der Nationalpark Schwarzwald hat viele Gesichter. Foto: Klatt

Von Patricia Klatt

„In unserem Seminar habe ich recherchieren müssen sowie ein Referat gehalten, zwei Artikel geschrieben, die beide unterschiedliche Anforderungen hatten, einen Steckbrief geschrieben, ein Interview geführt und mehrere Anfragen an eine Pressestelle gestellt.“

Als Resumee ist das gar nicht schlecht, eigentlich ist es sogar richtig gut. In der Lehrredaktion, die ich als Biologin und freie Wissenschaftsjournalistin betreut habe, sollten die Studierenden des Studiengangs „Wissenschaft – Medien – Kommunikation“ am Karlsruher Institut für Technologie einen „Einblick in die Arbeit einer Freien“ bekommen – wie funktioniert das mit den Artikeln, was heißt das praktisch angewandt, welche Schwierigkeiten können auftreten und wie geht man dann damit um? Das Thema „Nationalpark Schwarzwald (NLP)“ war von mir vorgegeben, ebenso wie die Schwerpunkte, aus denen die Studierenden ihre Themen auswählen konnten. Das Ziel war die Erstellung von Einzel-Artikeln vorgegebener Länge, die als Gruppenarbeit zu einem Dossier zusammengefasst wurden, das dann sowohl der Studiengang  als auch der Nationalpark auf den jeweiligen Blogs online stellen würden. Weiter musste jede Gruppe ihre Artikel für die „Badischen Neuesten Nachrichten“ umschreiben und dabei um die Hälfte kürzen und vereinfachen, diese Artikel wurden dann von der Online-Redaktion der BNN auf einer Zeitungsseite zusammengestellt (Ergebnis siehe unten). Der Zeitplan war ambitioniert und wurde durch die kurzfristig notwendig gewordene digitale Form der Lehrredaktion in MS Teams nicht leichter.

Umplanung von real auf digital

Die fest eingeplante Exkursion in den Nationalpark musste aufgrund der Corona-Pandemie ersatzlos gestrichen werden, ebenso die Vor-Ort Interviews mit den Fachreferenten. Presseanfragen waren nicht tangiert und fanden wie geplant statt.  Fast alle wurden freundlich und ausführlich beantwortet, eine Gruppe machte aber auch die Erfahrung, dass manche Leute eben auf Anfragen nicht oder barsch antworten – was auch lehrreich war.

Dazu kamen Telefongespräche, die so ihre Tücken hatten, „ursprünglich war ein Interview über WhatsApp geplant, was aufgrund technischer Probleme nicht funktionierte. Der Versuch, es über Skype zu führen, funktionierte ebenfalls nicht. Schließlich führten wir das Interview daher über das Telefon“. Es gab regelmäßige Gruppentreffen in MS Teams, die mal mehr, mal weniger gut funktionierten. Sämtliche Absprachen hinsichtlich Text und Gestaltung wie auch die Bildauswahl mussten online erfolgen. Die Studierenden nutzen dafür sowohl Teams als auch andere Tools, was als grundsätzlich hilfreich empfunden wurde, „durch die Digitalisierung geschieht viel online, besonders bei Online-Magazinen etc. Durch MS-Team, E-Mail und Ilias ergaben sich viele Möglichkeiten“.

Herausforderung des Kürzens

Eine neue Erfahrung für so manchen war die Tatsache, dass eine Zeilenvorgabe tatsächlich eine Zeilenvorgabe und kein „es wäre schön wenn“ ist.  Manche Gruppen kamen gut damit zurecht, andere hatten da so ihre Schwierigkeiten und lieferten 120 statt der geforderten 90 Zeilen ab, ihre Lernkurve war eine steile. Auch die Vorgabe, komplizierte Zusammenhänge leicht verständlich zu formulieren, war eine Herausforderung, die aber letztendlich von allen sehr gut umgesetzt wurde. Hilfreich war dafür auf jeden Fall der Faktencheck durch die anderen Gruppen, zum einen für das Verständnis und zum anderen aber auch zur Vermeidung von Überschneidungen bei den einzelnen Artikeln. Überschriften, Bildauswahl, Steckbriefe von Tieren und Pflanzen, die Reihenfolge, Fotoauswahl sowie persönliche Eindrücke konnte man digital leicht innnerhalb der Gruppe zusammenführen, das Erstellen des Dossiers wurde im Anschluss aus praktischen Gründen von einer Studentin übernommen und ging dann erneut in die Gruppe zur Freigabe.

Die Gestaltung des Dossiers lag also in unserer Hand, das war bei den Zeitungsartikeln nicht so, auch das war nahe an der Realität. Die BNN-Artikel der Studierenden gingen mit den Fotovorschlägen in Gänze an die Online-Redaktion der BNN. Die Redakteure stellten daraus eine Print-Seite zusammen, die weitere Kürzungen erforderlich machte, neue Überschriften inklusive. Der ursprünglich vorgesehene Redaktionsbesuch fiel den Corona-Zahlen zum Opfer, so dass man „nur“ das Endergebnis sah und leider nicht den Weg dorthin verfolgen konnte, sehr schade, aber nicht zu ändern.

Resumee

Mein Resumee dieser Lehrredaktion ist sehr positiv, sowohl von den Ergebnissen als auch vom Ablauf des Ganzen inklusive Unterstützung durch die Uni, den Nationalpark und die BNN. Vielleicht hatte ich einfach Glück mit der Gruppe, vielleicht waren die Studierenden aber auch durch die verschiedenen Umsetzungen ihrer Themen motiviert und belastbar.  Deren Resonanz auf das Ganze war auch überwiegend positiv, vom schmeichelhaften „noch nie so viel in so kurzer Zeit gelernt“ bis hin zum „es ist halt schade, dass der Endartikel anders ist als unsere Anfangsversion“. Digital ließ sich vieles leichter erledigen, gleichwohl wären die persönlichen Eindrücke und Gespräche unter normalen Bedingungen natürlich eine Grundvoraussetzung dafür gewesen, ein ganz eigenes Gefühl für die Besonderheit des Nationalparks zu bekommen, der quasi vor der Haustür liegt. Die Frage, ob die Artikel dann anders geschrieben worden wären, bleibt unbeantwortet und ist angesichts des tollen Ergebnisses auch irrelevant.

Hier geht’s zum fertigen Dossier (PDF)

Hier gehts zu der Zeitungsseite in den Badischen Neuesten Nachrichten (PDF)

 

 

 

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