Ich sitze am Tisch und schreibe, draußen rauschen die Douglasien, getroffen noch vom Restwind des Sturmes, der gestern den Betrieb in der Stadt stoppte und vor allem den Platanen vor dem Stadion Äste nahm. Ich stand mit den Kindern bei der Feuerwehr unter, wo sie eine Stunde in alle möglichen Wagen kletterten, bis genau diese dann plötzlich ausrücken mussten; eine Wasserwand wie von Riesenhand hochgezogen türmte sich binnen Minuten vor uns auf, die Piepser gingen, wir zogen uns zurück in den Mannschaftsraum, der Schwager wurde ernst.
Seine Kameraden eilten herbei, weil endlich Wasser da war, aber viel zu schnell und viel zu stark – so, wie die Folgen des Klimawandels das Wasser wohl jetzt immer öfter schicken werden. Ich denke an diesen Überfluss, als es wieder über den Douglasien korakst, kehlig ruft, dreimal, viermal. Und ich mich wieder freuen kann, denn der vielleicht klügste Vogel, der Kolkrabe, ist angekommen in unserem Wald am Kirchberg.
Ich konnte es kaum glauben vor einigen Wochen und habe dem Vogelschützer hier schnell eine Mail gesandt; tatsächlich ist Corvus Corax schon seit fünf Jahren in der Gemeinde, jetzt aber in der Tat ganz neu hier am Berg. Er prägt den Luftraum, ist weithin hörbar, tritt anders auf als seine Krähenschwestern.
Er ist ein wenig ein Greifer auch, ein lauter Sprecher, Allrounder, lebenslanger Ehepartner und ein schwerer Luftakteur mit Bedeutung, so habe ich ihn immer empfunden, wenn ich einmal im Alpenraum einen sah. Aber ein Dorf weiter, in Waschenbach, wohnte schon früher ein Rabe beim alten Bauern „hinne im Egg“; der Vogel konnte sprechen. Meine Mutter erzählt davon noch manchmal. Jetzt ist er hier im Wald.