Von Anna Dollak
Der Wald gilt als Sehnsuchtsort des Menschen. Trotzdem gruseln wir uns oft ihm – vor allem bei Dunkelheit. Aber wieso eigentlich? Für viele Menschen gibt es nichts Schöneres, als die Stille und Einsamkeit im Wald zu genießen. Tief durchatmen, Luft holen, nachdenken, die Seele baumeln lassen. Den Tieren der Natur lauschen und mit etwas Glück auch seltenes Wild, Insekten oder Vögel sichten. Ja, der Wald ist ein wunderbarer Ort.
Aber das Gruseln gehört auch dazu. Schon im Kindermärchen der Gebrüder Grimm bekommen wir dieses Bild vermittelt, etwa bei Hänsel und Gretel, Schneewittchen oder Rotkäppchen. Aber auch im Fernsehen: Die Fernsehserie „Aktenzeichen XY“, die zur Aufklärung echter Verbrechen dienen soll, zeigt nicht selten ungelöste, höchst geheimnisvolle Fälle, die ihre Spur im Wald verlieren. Und auch unzählige nationale und interntionale Horrorfilme benutzen den Wald als Hilfsmittel, Grusel und Schauder: „Ich seh Ich seh“ (2014), „Shutter Island“ (2010), „The Cabin in the woods“ (2011), „Sleepy Hollow“ (1999), „The Descent“ (2005).
Ist unsere Angst im Dickicht also nur eine Einbildung, oft ausgelöst durch Medien ?
„Das älteste und stärkste Gefühl ist Angst, die älteste und stärkste Form der Angst, ist die Angst vor dem Unbekannten.“ – H.P. Lovecraft, amerikanischer Schriftsteller
Ja, größtenteils wird Wald von Medien als böse, geheimnisvoll und gruselig dargestellt. Das färbt auf unser Denken ab – und schnell verbinden wir Wald mit etwas Mystischem, auch Bedrohlichem.
Wälder haben seit Anbeginn der Menschheit einen Ruf als Ort des Übernatürlichen. In den dichten und unübersichtlichen Wäldern, die auch mysteriöse und schwer definierbare Geräusche hervorbringen, verliert man schnell den Überblick. Und auch die Kontrolle. Und das ist es, was Menschen Angst macht: die Kontrolle zu verlieren – nicht zu wissen was sich hinter der nächsten Abzweigung oder dem dicken Baum verbirgt – oder warum das Holz gerade geknackst hat.
Diese Angst vor den Wäldern ist bis heute tief in den Menschen verwurzelt: In der Dunkelheit verirren, niemand, der die eigenen Schreie und Hilferufe hört, in Notsituationen auf sich selbst gestellt zu sein – eine Horrorvorstellung. Man fühlt sich inmitten des Waldes der übermächtigen Natur ausgesetzt. Wälder bieten nur geringe Rückzugs- und Versteckmöglichkeiten.
Und genau diese Angst machen sich die Filmemacher zu Nutze. Aber klar, es ist natürlich auch nicht abzustreiten, dass schon jede Menge Morde, Vermisstenfälle oder weitere Verbrechen im Wald passierten. Er bleibt auch deswegen ein geheimnisvoller Ort.
Quellen:
https://www.zeit.de/reisen/2011-06/hainich-wald-2
http://www.bento.de/tv/wald-im-film-hier-spielt-die-gruselige-natur-eine-rolle-1611233/
https://www.moviepilot.de/filme/beste/genre-horrorfilm/handlung-wald
http://www.theforest-derfilm.de/boeser-wald-wie-filme-mit-der-urangst-vor-dem-wald-spielen/