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Bei der Arbeit und doch Zuhause

 

 

Von Hannah Klusmann

Virtuelle Beweglichkeit ist am Arbeitsplatz längst Selbstverständlichkeit. In der heutigen Informationsgesellschaft sind Jobs überwiegend an den Schreibtisch gebunden, dessen zentrales Werkzeug der Computer ist. Ohne Internetzugang kann in den meisten Unternehmen nicht gearbeitet werden. Das fing bei Bewerbungsgesprächen über Skype an, inzwischen nutzen Firmen bereits Algorithmen zur besseren Kandidatensuche, und zieht sich durch die komplette Arbeitsumgebung. Meetings finden selbstverständlich per Videokonferenz mit TeilnehmerInnen in München, Frankfurt und Berlin gleichzeitig statt. Weitere Stichworte der virtuellen Mobilität sind digitale Zeiterfassung, Dokumenten-Sharing und Home Office. Dabei bleibt letzteres ein viel diskutiertes Thema. Lässt sich am heimischen Schreibtisch besser arbeiten? Denn es wird zunehmend die Frage nach einem selbstbestimmten Umgang mit Zeit und Örtlichkeit am Arbeitsplatz gestellt.

Die Generation Y, die als Digital Natives aufgewachsen sind und nun von den Universitäten in die Unternehmen strömen, prägen den Diskurs um ein flexibles und selbstbestimmtes Leben und Arbeiten in einer digitalen Welt, in dieser Reihenfolge. Gleichzeitig herrscht in großen, wirtschaftsstarken Unternehmen eine Rückbesinnung auf die Arbeitsweise „seit an seit“, also weg vom dezentralen Arbeitsplatz. Der amerikanische Software-Riese IBM hat im März 2017 verkündet, seine MitarbeiterInnen wieder in die Gemeinschaftsbüros zu holen, obwohl IBM jahrzehntelang der Vorreiter der Telearbeit war. Lange Zeit galt, dass nicht nur die Arbeit im Home Office, sondern Telearbeit allgemein die Produktivität steigere. Nun ist man bei IBM der Meinung, dass innovative Ideen nur in gemeinsamer Zusammenarbeit bei physischer Anwesenheit im Büro entstehen. Dies zeigt einmal mehr, wie innovationsorientiert die Tech-Branche ist. Auch wenn dies ein Beispiel gegen die virtuelle Vernetzung ist, um die Innovationskraft des Unternehmens zu stärken, geht der Trend ganz klar zur Digitalisierung.

Risiken und Nebenwirkungen

Virtuelle Mobilität hat auch Auswirkungen auf die Arbeitsplatzsituation in Deutschland. Durch die Vernetzung von Menschen können mehr Informationen schneller ausgetauscht werden. In ortsungebundenen Arbeitsverhältnissen reduziert dies die Arbeitsplätze, weil die Kommunikation besser und schneller funktioniert und so durch Zeitersparnis Jobs überflüssig werden. Wilhelm Wolf forderte deshalb schon 2013, dass die Bundesregierung mit staatlichen Institutionen nach Lösungen sucht, um langfristig einen sozial nachhaltigen Arbeitsmarkt zu schaffen. Die Bundesregierung reagiert auf die Digitalisierung mit der Initiative Arbeiten 4.0 vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Eine der großen Herausforderungen unserer Zeit ist es, die digitale Transformation der Gesellschaft nachhaltig und sozial zu gestalten.

Beispielsweise wurden Förderprogramme für klein- und mittelständische Unternehmen entwickelt, die die Unternehmen beim Umbau während der digitalen Transformation unterstützen sollen. Innovation scheint dieser Tage das Schlüsselwort zu sein. Ohne die schnelle Entwicklung und das Weiterdenken von Ideen, um einen Wissensvorsprung zu erlangen, sind Unternehmen in der rasanten Welt der Datenvernetzung schnell abgehängt. Auch private Firmen bieten ihren Service beim digitalen Wandel an. So etwa die Web Community-Plattform zu digitalen Themen WIRED. Bei WIRED Campus können Individuen oder Unternehmen die verschiedensten Service-Leistungen buchen. Für Privatpersonen reichen diese von Workshops und Lectures zu Themen wie Technology Trends über Formate zu Digital Sales. Für Unternehmen wird die komplette Betreuung und Organisation der digitalen Transformation des Unternehmens angeboten.

Up-to-date bleiben

Ein grundlegendes Anliegen ist es, bei der Digitalisierung Schritt zu halten, um in der Wirtschaft und Wissenschaft nicht den Anschluss zu verlieren. Jedoch darf darüber nicht der Aspekt der Nachhaltigkeit und der sozialen Strukturen der Gesellschaft vernachlässigt werden. Von den Gefahren mal ganz abgesehen. Eine große Angst, die mit der Digitalisierung einhergeht, ist der Abbau von Arbeitsplätzen. Durch die virtuelle Vernetzung können Ressourcen eingespart werden und immer mehr Routinetätigkeiten können von Künstlicher Intelligenz und Maschinen übernommen werden. Wichtig ist also, neue Arbeitsbereiche zu schaffen, die überwiegend Menschen verrichten sollen und können.

Dies sind vor allem soziale Berufe. Noch ist es undenkbar, dass Roboter unsere Kinder betreuen könnten oder die Pflege unserer Verwandten übernehmen. Weiter gibt es Befürchtungen, dass in mehr und mehr Wirtschaftssektoren durch die Digitalisierung Monopolstellungen von Firmen entstehen, wie es bereits in den Social Networks der Fall ist mit Facebook, Instagram und WhatsApp, die alle unter einem Konzerndach vereint sind. Oder etwa Google als die marktführende Suchmaschine im Internet. Marktmonopol bedeutet Marktmacht und bei Internetfirmen eine Informationsmacht dazu.

Beides könnte gravierende Folgen für die soziale Gerechtigkeit in der virtuellen Gesellschaft haben. Wenn sich zum Beispiel einkommensschwache Personengruppen kein Internet mehr leisten können, weil die Energieunterhaltungskosten, auch im Zusammenhang mit dem Klimawandel, möglicherweise teurer werden oder etwa die notwendigen technischen Geräte. Deshalb ist es dringend notwendig, den digitalen Wandel, auch im Arbeitsmarkt, sozial nachhaltig zu gestalten.

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