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Es ist noch früh, gerade einmal 5 Uhr am Morgen, als Lena langsam aus ihrem Bett kriecht. Müde und lustlos reibt sie sich die Augen. „Licht an!“ ruft sie in ihr Zimmer und es wird langsam hell. Es ist so gar nicht ihre Zeit. Dabei hatte sie sich gestern, wie jeden Abend, vorgenommen früh schlafen zu gehen.

Fleisch gibt’s nur an Weihnachten 

Mit tapsigen Schritten taumelt sie in die Küche und wirft einen Blick auf den Kalender: Es ist der 25. November 2050. „Nicht mehr lange bis Weihnachten“, denkt sie sich und lächelt. Weihnachten ist für Lena und ihre Familie etwas ganz Besonders. Denn an diesem Tag im Jahr ist es ihnen erlaubt, Fleisch zu essen. Früher, als Lena noch klein war, bekam sie täglich Fleisch und Fisch auf den Tisch. Morgens gab es Brot mit Schinkenwurst, mittags einen deftigen Braten in Rahmsoße und abends ein paar Chicken Nuggets auf die Hand. Die aß sie am liebsten bei McDonald’s. „Jaja, das gute alte Happy Meal mit der kleinen Plastikspielfigur“, erinnert sie sich. Manchmal denkt sie an die Zeit zurück, auch wenn es schon lange her ist. Als die Regierung vor etwa fünf Jahren das Gesetz gegen Fleischkonsum verabschiedete, war das für Lenas Familie ein Schock. Mittlerweile haben sich aber alle daran gewöhnt: Kein Fleisch mehr, außer an Weihnachten. So ist die Regel. Seitdem bieten die Supermärkte keine Fleischprodukte mehr an. Die großen Fast-Food-Ketten sind schon lange pleite gegangen und die Auswahl an Speisen in den Restaurants hat sich halbiert. „Aber es ist okay. Manchmal muss man die Leute eben zwingen, damit sich etwas ändert“, denkt sie sich.

Zum Frühstück gibt es selbstgebackenes Brot. Dazu ein Glas frisch gepressten Apfelsaft aus den reifen Äpfeln vom eigenen Garten. Die Zähne muss sie sich nicht selbst putzen. Das übernimmt eine selbststeuernde, elektrisch angetriebene Zahnbürste für sie – Ein Geschenk von Oma. Währenddessen kann Lena die Zeit nutzen und sich umziehen. Ihre Kleidung kauft sie sich nicht neu. Alles was sie besitzt ist Secondhand. Wenn etwas kaputt geht, schneidert sie sich ihre Kleidung einfach selbst. Das geht inzwischen mit den neuen High-Tech-3D-Nähmaschinen, die es seit letztem Jahr auf dem Markt gibt. Lena muss für die Fertigung eines neuen Stücks nur die Stoffe besorgen und den Schnitt vorgeben. Den Rest erledigt die Maschine für sie.

Fliegend auf dem Weg zur Uni 

Heute ist es etwas kälter. Sie entscheidet sich für die blaue Jeans und ihren dicken Lieblingspulli aus recycelten Materialien. Jetzt muss sie sich aber beeilen. Die Uni fängt gleich an. Schnell in die Jacke springen und raus aus dem Haus. Ihr elektrisches Flightboard wartet schon vor der Tür. Mit beiden Füßen stellt sie sich drauf. „Flieg mich zur Uni, Greta.“ „Alles klar“, lautet die dumpf klingende Antwort. Ihr Board hatte sie vor einem Jahr zum 18. Geburtstag geschenkt bekommen und nach Kanzlerin Greta Thunberg benannt. Thunberg setzte sich schon im Alter von nur 13 Jahren aktiv für die Umwelt und das Klima ein. Da war Lena noch nicht mal auf der Welt. Und doch ist sie Lenas großes Vorbild. Solche Leute braucht man einfach an der Macht, denkt sie.

Langsam hebt das Board ab. Ihre Füße sind fest in die dafür vorgesehenen Halterungen geschnallt. Rund sieben Meter über dem Boden fliegt Lena mit ihrer „Greta“ in Richtung Uni. Autos gibt es schon lange nicht mehr. Auf dem Boden fahren nur noch Fahrräder – in der Luft die Flightboards oder Flugtaxis. Die Taxis bieten Platz für bis zu fünf Passagiere. Auf das Board können sich bis zu zwei Personen schnallen. Lenas Eltern erzählen ihr oft von den alten Zeiten, als sie noch mit Autos auf Straßen gefahren sind. „Das muss echt eine komplett andere Welt gewesen sein!“

Mensaessen zum selber machen 

Gerade noch pünktlich kommt Lena noch zu ihrer Vorlesung. Ihre Freunde warten schon am Eingang auf sie. Jetzt beginnen ein paar quälende Vorlesungsstunden. Als die große Uhr im Saal endlich auf 13 Uhr umschlägt, beginnt die Mittagspause. Das ist die liebste Zeit für Lena und ihre Freunde. Eine Mensa oder Kantine, wie sie ihre Eltern noch erlebt hatten, kennt Lena nicht. Mittlerweile ist es üblich, dass jede Schule, jede Universität und auch die Arbeitsstätten eigene kleine Anbaugärten anbieten. Jeder kann sie nutzen und dort anpflanzen, worauf er Lust hat. Zucchini, Kürbis, Himbeeren, Kartoffeln, Salat – alles was das Herz begehrt. Zum Supermarkt geht man nur noch, um sich Gewürze oder Speiseöle zu kaufen. Heute kann sie die Kartoffeln ernten. Dazu gibt es frischen Salat und zum Nachtisch ein paar Beeren. Zubereitet wird alles in der gemeinsamen Uni-Küche. Dort kann jeder seine selbst angebauten Lebensmittel in ein leckeres Gericht verwandeln.

Mit gefülltem Magen geht es für Lena wieder nach Hause. Ihre Eltern warten schon auf sie. Die Haustür öffnet sich automatisch, denn sie erkennt Lenas Gesicht sofort. Ein kleiner Roboter zieht ihre Schuhe für sie aus und hängt ihre Jacke auf. „Schön, dass du wieder da bist, wie war dein Tag?“, fragt ihr Vater. „Wie immer, ganz normal“, sagt Lena und wirft sich aufs gemütliche Sofa.

 

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