Bildquelle: unsplahed.com

Filmabende im Kino sind wohl nicht mehr so ein Erlebnis, wie sie es einmal waren. Kaum vorstellbar – dennoch liegt die Zahl der Kinobesucher 2018 in Deutschland nur noch knapp über der 100 Millionen Marke, Trend abwärts. Im Vergleich: Zu Hochzeiten lag die Zahl bei knapp 180 Millionen Besucher (2001). Dieser erschreckende Fakt zwingt Kinobetreiber, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken. Sie müssen mit dem gesellschaftlichen Wandel gehen. Es reicht nicht mehr aus, nur die Betriebskosten so gering wie möglich zu halten. Die Filmvorführer kommen an den Themen des heutigen Zeitgeistes nicht mehr vorbei: Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Digitalisierung. Bei der Berücksichtigung dieser Trends entstehen dabei nicht nur Kosten, sondern auch Chancen. Doch Investitionen in Nachhaltigkeit sind mit den vorhandenen Geschäftsmodellen schwer zu erwirtschaften.

Keine Zeit und kein Geld für die Zukunft

Für Filmproduktionen und Kinobetreiber ist zum Beispiel der Transport sowie die An- und Abreise eines der größten Sorgenkinder in der CO2-Bilanz. „Produktionen klagen immer über das gleiche Problem. Sie haben keine Zeit und kein Geld“, sagt Birgit Heidsiek, Journalistin und Herausgeberin des Green Film Shooting-Magazins. Und damit trifft sie ins Schwarze. Denn aus diesem Grund hoffen viele Filmproduktionen auf finanzielle Hilfe durch Fördergelder. Doch dort, wo Produzenten von regionalen Filmförderungen Fördermittel erhalten, muss auch gedreht werden. Und das belastet die Klimabilanz enorm. Denn bedingt durch den „Fördertourismus“ und den dauerhaften Geldmangel, ziehen Filmteams mit all dem notwendigen Equipment von Stadt zu Stadt und durch verschiedene Bundesländer. Um dieser Problematik jedoch ein Ende zu setzten, muss die Filmpolitik in den Vergaberichtlinien der Fördermittel das Thema Nachhaltigkeit als einen neuen Schwerpunkt setzten – und so sicherstellen, dass ausreichend finanzielle Ressourcen dafür zur Verfügung stehen.

Aber nicht nur der Transport während der Dreharbeiten belastet die Umwelt. Ist der Film im Kasten, wird er in Form einer Festplatte, einem sogenannten „Digital Cinema Package“ (DCP) an die Filmverleiher übergeben. Dieses Paket enthält eine digitale Filmkopie sowie die zugehörigen Bild- und Tondateien. Diese Festplatten werden postalisch quer durch Deutschland zu den Kinohäusern geschickt. Nachhaltiger hingegen wären Filmverleihe, welche die Filme von großen Servern über Datenleitungen digital zur Verfügung stellen. Um das Ganze noch umweltschonender zu gestalten, sollten diese Server natürlich mit Ökostrom versorgt werden, denn diese benötigen eine Menge Energie.

Schwieriger wird es, wenn man sich Gedanken über die Stromversorgung am Filmset machen muss. Stromaggregate mit Partikelfiltern sind Mangelware und wenige PKWs oder LKWS mit Hybridantrieben stehen im Verleih zur Verfügung. Also muss in vielen Fällen auf umweltschädliche Dieselaggregate zurückgegriffen werden. Nachhaltig produzierten Strom „on location“ ist häufig nicht finanzierbar. „Eine richtig grüne Produktion gibt es so gut wie gar nicht“, sagt Philip Gassmann, Regisseur und Produzent. Dabei würden zum Beispiel Erdgas-Autos, LED-Lichter und digitale Drehbücher Energie einsparen und die Betriebskosten einer Filmproduktion senken, die wiederum für nachhaltige Investments eingesetzt werden könnten.

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Bus- und Kinotickt als Kombination – Ideen sind da

Kilometerlange Strecken legen nicht nur die Filme an sich zurück. 70 bis 80 Prozent der aufkommenden CO2-Emissionen eines Kinobesuchs wird der An- und Abreise des Konsumenten zugeschrieben. Hier kann unter anderem die Digitalisierung ihren positiven Beitrag leisten. Energieunternehmer könnten beispielsweise am örtlichen Kino Ladesäulen für Elektrofahrzeuge aufstellen. In der Stadt gäbe es die Möglichkeit, den öffentlichen Nahverkehr wieder attraktiver zu gestalten. Dank der Digitalisierung besteht die Möglichkeit, Kinotickets schon im Vorfeld online zu erwerben. In Ballungszentren könnte man also gleich mit dem Ticketkauf den Nahverkehr für den Besucher kostenlos integrieren, oder zumindest einen Rabatt anbieten. Bei Konzerten oder Fußballevents ist das schon längst der Fall. Um jedoch einen Anstieg der Eintrittspreise zu vermeiden, müssten hier Kinobetreiber und Nahverkehrsbetriebe kooperieren.

Höhere Eintrittspreise wird der Endverbraucher aber vermutlich hinnehmen müssen, da wegen der Digitalisierung die Stromkosten, beispielsweise für Projektoren und IT, in die Höhe steigen werden. Was wir zu Hause in unserem eigenen kleinen Heimkino an Strom verbrauchen, weil wir auf Netflix und Co. eine Folge nach der anderen konsumieren, müssen die Kinobetreiber in großem Maße verkraften. Um dem entgegenzuwirken, versuchen sie immer öfter, auf nachhaltige Energien zurückzugreifen, wie Experte Gassmann berichtet. Da solche Umbauten die Kinobetreiber zunächst alleine tragen müssen, hoffen auch hier viele auf Fördermittel durch die Filmförderanstalt (FFA).

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