Leitwerte zur Fortführung der Qualitätsdebatte auf der Ebene der Tiefenkultur
Ein Auszug:
Über das Alltagsverständnis hinausgehend, haben Begriff und Bedeutung von „Achtsamkeit“ in den letzten Jahrzehnten eine steile Karriere erlebt. Die Verbreitung buddhistischer Philosophie/Spiritualität im Westen hat daran einen entscheidenden Anteil, aber auch die Integration von Achtsamkeitskonzepten in Medizin, Psychotherapie, Pädagogik und Führungshandeln. Eine transdisziplinär verbindliche Definition von Achtsamkeit/Mindfullness gibt es zwar nicht, doch lassen sich einige zentrale Eckwerte markieren, die über Einzelsichtweisen hinausgehend allgemeine Akzeptanz finden.
Achtsamkeit steht für eine innere Haltung und Ausrichtung des Menschen, die sich als Lebenshaltung auf alles Tun und Nicht-Tun bezieht und die Trennung zwischen beiden auflöst. Unmittelbar im Hier und Jetzt der Gedanken, Gefühle, Haltungen und Handlungen zu sein, im Augenblick zu verweilen, ohne sich in Vergangenheit oder Zukunft wegzuträumen, ist dabei die Schlüsselanforderung. Zu dieser Präsenz gehört eine bewusste, intentional aufmerksame, wache und respektierende Grundhaltung gegenüber allen Wahrnehmungen und Bewusstseinsinhalten.
Ich lebe in Zeugenschaft statt Beurteilung, bewege mich in Multiperspektivität statt in den eindimensionalen Mustern meiner eingeschliffenen Sichtweisen, Routinen und Gewohnheiten. Achtsamkeit zielt auf Ganzheit und die Essenz des Seins. Sie ist integral statt parzellierend, holarchisch statt hierarchisch, gelassen statt in der Zwangsjacke von Emotionen. Sie wirkt hin auf die Synchronisation von Gefühl und Verstand und wird zur Basis jeder Selbstreflektion, die tiefer ist als eine zirkuläre und egozentrische Selbstvergewisserung und Selbstbestätigung.