„Aktuell durchlaufen die westlichen Industrienationen mit der Umstellung von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien den größten Umstrukturierungsprozess seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Betrachtet man den damals damit einhergegangenen gesamtgesellschaftlichen Wandel, ist ansatzweise zu erahnen, welche gewaltigen Veränderungen vor uns liegen, beispielsweise in Bezug auf den Verkehr oder unsere extrem arbeitsteiligen Wirtschaftsprozess.“

Marc Wilhelm Lennartz sensibilisiert in seinem vierseitigen Fachjournalist-Artikel für die Komplexität vom Umweltthemen und entfaltet Absatz für Absatz über vier Seiten ein umfassendes Portrait eines zeitgemäßen Umweltjournalisten. Er warnt vor einseitiger Berichtersattung ohne Hintergrund, zu wichtig ist ihm die Rolle der Medien für die öffentliche Meinungsbildung: „Denn die Wahrnehmung von Umweltrisiken erfolgt in der Öffentlichkeit in der Regel nicht durch persönliche Erfahrungswerte, sondern durch die Medien. Demzufolge sind Information und Aufklärung immer wichtiger als eine zu erzielende Aufmerksamkeit, die auf verzerrten Realitäten basiert.“

Lennartz, der selbst als Fachjournalist für Umweltthemen arbeitet, beschreibt das Themenfeld als zunehmend komplex und begründet das auch mit Begleiterscheinungen der frühen Umweltbewegung: Er sieht eine Instrumentalisierung des in den 1960er- und 1970er-Jahren entstandenen Bewusstseins für Umweltproblematiken durch Lobbyisten in Politik und Wirtschaft einerseits, und grünen Ideologien andererseits. Das habe in gleichem Maß zu einer Zunahme vermeintlicher oder tatsächlichern Wahrheiten geführt „wie die selbst erzeugten (Schein-)Realitäten der sich gegenseitig zitierenden Massenmedien“.

Zurück in der Gegenwart warnt der freie Redakteur vor vermeintlich klaren Meinungsfronten zwischen „guter“ Umweltbewegung und „böser“ Industrie. Vielmehr herrsche heute ein konkurrierenden Kampf um Meinungshoheit und Präsenz zwischen Umweltaktivisten wie NGOs und der klimafeindlichen Wirtschaft, deren grüne Kampagnenmaschinerie, „zum Beispiel auch Bürgerinitiativen gründet oder Ökopreise ins Leben ruft“.

„Der Umweltjournalist hat hier in einem komplexen Gefüge aus Ansichten, Standpunkten und sowohl qualitativ als auch quantitativ sehr unterschiedlichen Informationsquellen den Sachverhalt zu recherchieren und darzustellen, je nachdem auch zu bewerten oder zu kommentieren“

Im Fachjournalist 2/2012 schrieb Marc Wilhelm Lennartz über die Anforderungen an Umweltjournalisten. Der Beitrag ist nach wie vor hoch aktuell und kann beim Fachjournalist nachgelesen werden (PDF-Datei).

Beitragsbild: Tim Fuller / Flickr.com / CC BY 2.0

Beiträge mit ähnlichen Themen