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Praxisbericht: Schreiübungen in Wald und Feld

Von Angelika Watta

Im vergangenen Semester trafen wir uns an einem Mittwochmorgen nicht wie üblich in den stickigen Räumen der Dieburger Campus Idylle, sondern auf dem Feld. Vom Treffpunkt Ostbahnhof Darmstadt aus, sind es nur einige Minuten – egal ob zu Fuß oder mit dem Auto – bis man das Hofgut Oberfeld erreicht. Ein Ort, der Tradition und Innovation in gleichem Maße ausstrahlt. Das Hofgut, das sich nur einige hundert Meter von der wichtigsten Frischluftschneise Darmstadts erstreckt, lag vor einigen Jahren noch brach. Bis eine Gruppe von Darmstädtern sich zusammentat und daraus einen Ort der Begegnung, des einfachen Seins formte.

Wir starteten den Morgen mit einem frischen Kaffee auf der Wiese vor dem Hofgut-Café. Um uns herum zwei Hähne die uns anstarrten, von denen man sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen lassen sollte. Dann, vorbei an den Kühen und Kälbern, ging es zu einem ausgedehnten Spaziergang über das Feld, rein in den Wald. Dort nahm jeder einige Minuten für sich, setzte sich auf einen Baumstamm, ins Gras, an den Wegesrand. Mit Notizbuch und Stift in den Händen suchte sich jeder einen Baum aus, irgendeinen. Ganz für uns allein, schrieben wir auf, was wir sahen und wahrnahmen. Das, so stellten wir am Ende fest, war für jeden etwas völlig anderes.

Hier einige unserer Schreibübungen:

Dieser dürre Baum kann doch unmöglich so stehen. Diesen Gedanken bekommt man unweigerlich,
wenn man sich die Beschaffenheit seines Stammes ansieht. In einer extremen S-Kurve schlängelt er
sich in gut 20 Meter Höhe. Sei spärliches Blattwerk legt einen besonders guten Blick auf seinen
Stamm frei. Umzingelt ist er von einer kreisförmigen Ansammlung anderer Baumkollegen. Ein wenig
erinnert die Szenerie an eine breakdance-nature-cypher. Ohne Rücksicht auf Verluste windet und
schlängelt sich der B-Boy-Baum zum Getschilpe der Vögel um sich selbst, während er vom starren
Baumpublikum bewundert wird. – Konstantin 

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Licht dringt durch die dünne Oberfläche hindurch, grün leuchten die Blätter, sich wild aneinanderreihend, strecken sie sich immerzu der Sonnen entgehend.

Der mittigen Strich von denen die anderen Striche sich in regelmäßigen Abständen abzweigen, die Struktur des Blatte, leuchtet in der Sonne auf, ist von unten schauend gut erkennbar. Schaut man von unten hinauf, in die in der Sonne liegende Krone des Baumes, haben sich Zweige, Äste, Blätter ineinander verkeilt, sieht man gar nicht genau; welcher zu wem gehört. Ein schimmerndes Gewirr, die Lichtstrahlen kommen gefiltert auch auf dem braunen Laub unter den Füßen an.

Dann erstmal lange nichts. Der Stamm, alglatt, der sich in einem faden Braun in die Tiefe zieht. Mal zweigt ein Ast ab, vom Licht abgewendet, schaut er herunter. Tritt man etwas näher heran, sieht man erst die Furchen in der Rinde, tiefbraune Stellen, eingeritzte Stellen, kleinen Löcher, die an Höhlen erinnern, kennzeichnen die Einzigartigkeit des Stanmes.

Weiter unten mehren sich die Braun leuchtenden Stellen, gehen über in ein helles Grün, die Wurzeln sind ganz mit Moos überdeckt. Die Stelle, an der die Wurzel im Boden verankert ist, verschwindet im Meereslaub. Kleine Äste liegen über der Verbindung zwischen Baum und Erde.

Ein Ast wirkt, als hätte ihn jemand im Vorbeikommen an den moosgrünen Stamm des Baumes gelehnt. Doch erst wenn man den Ursprung blickt, sieht man, dsss auch das ein Baum ist,der schräg gewachsen sich an den großen Stamm angelehnten hat, als müsse er aus diesem, gealterten, von Furchen der Erfahrung durchzogenen Baum, seine Kraft schöpfen, sich ausruhen, um weiter zu gedeihen.

Geht man um den Stamm herum, mehren sich die Furchen. Wenige Meter über den Wurzeln ist ein stämmiger Ast erwachsen, der aussieht, als hätte er sich erst, als der Baum schon in seiner jetzigen Breite und Größe dem Himmel entgegen wuchs, dazu entschieden, auch noch dorthin zu wollen. Wie, als würde er eigentlich gar nicht dazu gehören, ein Ausreißer, wächst er mehr aus dem Baum heraus, als mit ihm nach oben. Eine große Wunde, eine kleine Öffnung hinterlassend, die raue Oberfläche des Baumes durchzieht, die von außen wirkende Glätte der Rinde durchbricht. – Angelika

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Die Wurzeln der groß gewachsenen Eiche schmiegen sich an ein kleines, auf den ersten Blick
scheinbar ausgetrocknetes Bachbett. Auf den zweiten Blick erkannt man jedoch, dass der kleine
Bachlauf noch Wasser führt und die verwinkelten Wurzeln der Eiche mit Wasser versorgt. Viele
Furchen durchziehen die Rinde von den Wurzeln aus bis nach oben in die dichte Baumkrone.
Lianenartige Gewächse haben sich um den Baum geschlungen, auch Efeu schmiegt sich an die
Eiche. Der bis zum ausladenden Blätterdach gerade Stamm wird weit oben plötzlich verwinkelt,
viele einzelne Äste recken sich zu allen Himmelsrichtungen. – Johanna

Mehr zu unserem Ausflug gibt es hier zu lesen.

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