Gemächliches Wandern oder Yoga im Wald – Wellness-Trends finden insbesondere in den vergangenen Jahren zurück zur Natur, weg von Technologien und dem unruhigen Leben in der Stadt. Eine weitere Methode, um dem alltäglichen Stress zu entkommen, ist das sogenannte Waldbaden. Es hat, auch wenn es der Name nahe legen mag, nichts mit Schwimmen und Wasser zu tun. Tatsächlich geht es beim Waldbaden vielmehr darum, in die Ruhe des Waldes einzutauchen, seine Atmosphäre zu genießen und auf sich wirken zu lassen.
Was auf den ersten Blick nach einem gewöhnlichen Waldspaziergang klingt, ist in Japan bereits seit langer Zeit eine Tradition: Shinrin-yoku (auf Deutsch „Waldluftbad“) heißt es dort – und gilt gar als Medizin. Schon zu Beginn der 1980er Jahre führte das japanische Landwirtschaftsministerium Shinrin-yoku ein und fördert seither ein millionenschweres Forschungsprogramm, um die medizinische Wirkung des Waldbadens nachzuweisen. Anfang der 2000er Jahre folgte dann das erste Zentrum für Waldtherapie. Und auch an japanischen Universitäten ist es möglich, eine fachärztliche Spezialisierung in Waldmedizin einzuschlagen.
Nun hat die Tradition Japans auch ihren Weg nach Deutschland gefunden: Annette Bernjus wohnt tief im Taunus und ist Waldbademeisterin. Die 56-Jährige erzählte der Wochenzeitung Zeit in einem Interview, sie wolle das Waldbaden jetzt auch in Deutschland populär machen. Ob der Wald tatsächlich eine heilende Wirkung hat, wie japanische Waldmediziner behaupten, ist noch umstritten; Wissenschaftler in Deutschland und Österreich wollen dies nun jedoch erforschen.
Dass ein Spaziergang durch die heimischen Wälder zumindest guttut und sogar eine entspannende Wirkung hat, dürfte allerdings all denen bewusst sein, die schon einmal durch einen Wald gewandert sind, zwischen Laub und Gestrüpp gespielt haben oder die Magie einer plötzlich auftauchenden Lichtung bestaunt haben. Von Julia Carevic
Quelle
Weitere Informationen und Stimmen zum Thema Waldbaden gibt es hier:
https://www.zeit.de/zeit-wissen/2018/03/waldbaden-natur-heilung-gesundheit-japan