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Ulf Kuhn: „Entscheidend ist, dass wir in Zeiträumen denken“

Solarenergie: Die Energieinitiative vermisst in der Mediendebatte vor allem langfristige Faktoren (Quelle: Bernd Sieker/ (CC BY-SA 2.0)
Solarenergie: Die Energieinitiative vermisst in der Mediendebatte vor allem langfristige Faktoren (Quelle: Bernd Sieker/ CC BY-SA 2.0)

Von Ulf Kuhn

Was verstehen Sie unter Nachhaltigkeit? Welches Konzept verfolgen Sie?

Entscheidend ist, dass wir in Zeiträumen denken und uns nicht darauf fokussieren, welche Ressourcen uns momentan zur Verfügung stehen. Wir müssen uns auf zukünftige Probleme vorbereiten und dürfen diese nicht auf die folgenden Generationen abwälzen. Wir sind außerdem nicht nur unseren Kindern gegenüber verpflichtet, sondern auch gegenüber der Natur und den Lebewesen auf der Erde. Auf Energieinitiative.org möchten wir ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit schaffen. Unsere Besucher werden mit leicht verständlichen Informationen versorgt, wodurch das individuelle Umweltbewusstsein gestärkt wird.

Ein Beispiel ist die Ökostrominitiative, welche die Besucher dazu anregen soll, beim nächsten Stromanbieterwechsel auf Ökostrom umzusteigen. Unser Ziel ist es, die Zahl der Bürger zu steigern, die sich freiwillig für weitere Umweltthemen interessieren und adäquat handeln. Somit würden nachhaltige Unternehmen und Technologien direkt und indirekt gefördert. Das Angebot der nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen hat in den letzten Jahren an Breite gewonnen und gibt den Menschen die Möglichkeit – auch unabhängig vom Einsatz bei Umweltschutzvereinen oder Nichtregierungsorganisationen – nachhaltig zu handeln und die Umwelt zu schützen. Ein Beispiel dafür ist die Solartechnologie, die immer günstiger wird und deshalb an Popularität gewinnt.

Ulf Kuhn, Mitbegründer der Energieinitiative (Quelle: Energieinitiative.org)
Ulf Kuhn, Mitbegründer der Energieinitiative (Quelle: Energieinitiative.org)

Jeder Einzelne kann entscheiden, ob er durch die Investition in Solarenergie die Energiewende unterstützen möchte, oder ob er weiterhin Strom aus Kern- und Kohlekraftwerke beziehen will. Dem Trend zufolge entscheiden sich immer mehr Menschen für die importunabhängige und saubere Solartechnologie. Die Menschen können durch das Kaufen bestimmter Produkte selbst entscheiden, wie die Wirtschaft und damit auch die gesamte Gesellschaft mit der Umwelt umgeht. Diesen Aspekt wollen wir auf Energieinitative.org näher erläutern.

Wo überschneiden und trennen sich für Sie die Begriffe Umwelt und Nachhaltigkeit?

Zunächst ist Nachhaltigkeit ein Modebegriff, der alle 20 Jahre seine Bedeutung wechselt. Der Staat hat großen Einfluss auf den Schutz unserer Umwelt. Durch Gesetze und Verordnungen, Naturschutzgebiete und durch die Unterstützung von den entsprechenden Institutionen kann er großen Einfluss auf die Entwicklung der Umwelt nehmen.

Jedoch ist es schwer für den Staat, profitable Kohlekraftwerke zu verbieten oder Fast-Food-Ketten zu zwingen, auf Öko-Pappe umzusteigen. Ein Eingreifen in die freie Marktwirtschaft ist nur bis zu einem gewissen Punkt möglich. Hier kommt die Nachhaltigkeit ins Spiel: Sie geht von der Gesellschaft beziehungsweise den Individuen in dieser aus. Ich sehe Nachhaltigkeit vor allem als einen gesellschaftlichen Trend, der Jahr für Jahr stark wächst.

Wie bewerten Sie die mediale Debatte zur Themen der nachhaltigen Entwicklung?

Hochgespielt werden kurzzeitige Faktoren. Momentan ist der Öl- und Gaspreis auf einem Rekordtief. Das macht es natürlich schwer für die Cleantech-Industrie. Nicht nur Energie aus Öl- und Gaskraftwerken ist günstig, sondern auch Verpackungen und Einweg-Industrieprodukte. Das wird sich meiner Meinung nach in den nächsten Jahren wieder ändern, sorgt aber für mangelnde Liquidität in der Branche.

Unterthematisiert werden langfristige Faktoren: Der Preis für Solarstrom wird in den kommenden 20 Jahren den Preis für aus konventionellen Energiequellen wie Öl und Gas unterbieten. Das ist für mich ein gigantischer Makrotrend, den jedoch die Mehrheit unserer Bevölkerung weder kennt, noch versteht. Ein anderer Punkt, der wenig Beachtung findet, ist die Transparenz in der Stromerzeugung. Zwar berichten Spiegel, Focus und andere große Magazine über den Graustrom – der Otto-Normalverbraucher weiß damit jedoch nichts anzufangen.

Wie sollte sich der Diskurs zu grünen Themen verändern?

Ich glaube nicht, dass Politik einen großen Einfluss auf den öffentlichen Diskurs hat. Der Diskurs muss von Unternehmen, Vereinen und Institutionen ausgehen, die sich für nachhaltiges Wirtschaften engagieren. Tesla Motors zum Beispiel stellt nicht nur Elektroautos her, sie erzeugen auch einen gesellschaftlichen Trend. In den USA ist es zum Trend geworden, Elektroautos zu fahren und dabei gleichzeitig die Umwelt zu schützen.

Gleiches versuchen Audi, BMW und andere Autobauer in Deutschland auch. Diese Art von gesellschaftlicher Veränderung benötigen wir. Firmen sollten außerdem die Kreativität beim Marketing erhöhen, um den Kurs einzuschlagen. Der Diskurs muss dann entstehen, wenn eine Firma Innovation und Nachhaltigkeit gezeigt hat und nicht dann, wenn der nächste Wahlkampf ansteht und keine anderen passenden Themen verfügbar sind.

Das Verlangen nach Nachhaltigkeit ist bereits da, nur wird es momentan noch immer vor Ängsten, wie der Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, überschattet. Das Ziel der Nachhaltigkeit sollte sein, dass die Lehre darüber von Generation zu Generation weitergegeben wird und dadurch ein ständig wachsendes Bewusstsein entsteht, damit auch die folgenden Generationen die gleichen Möglichkeiten bekommen wie wir, um große technologische Fortschritte zu erreichen.

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