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Slow Media – Eine Einführung

Von Peter Seeger

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Medienkonsum: Zeit nehmen und genießen! (Quelle: flickr.com / David Hodgson / (CC BY 2.0) )

1. Was soll Slow Media sein?

Die Diskussion um Slow Media hat in Deutschland 2010 wichtige Impulse durch das Slow-Media-Manifest von Sabria David, Jörg Blumtritt und Benedikt Köhler (Slow Media Institut) bekommen. Es wurde wissenschaftlich begleitet von Hans Georg Stolz ( ehem. DWG u. Uni Mainz). Das Manifest fand international Beachtung und wurde in zehn Sprachen übersetzt. Aber die Diskussion schien einzuschlafen, bis David und Blumtritt auf der re:publica15 erste Ergebnisse einer Basisstudie zu Slow Media vorstellten.

Grüner Journalismus greift die Metapher Slow Media auf, um grundlegende Trends zur Beschleunigung, Oberflächlichkeit und Nebenbeinutzung in den Medien und im Alltag zu erörtern:

„Statt die Beschleunigung des beruflichen und privaten Lebens weiter voranzutreiben, rücken Werte wie Achtsamkeit, Qualität und Monotasking in den Vordergrund. Dabei steht ´Slow´ gerade nicht für langsam oder rückwärts-gewandt, sondern für stark, intelligent, durchdacht-reflektiert, open-minded, rational-emotionales Gleichgewicht, Selbst-bewusstsein, Life-Balance, Nachhaltigkeit.“ (Stolz)

Das Manifest ist sehr anregend, auch wenn es zum Teil abstrakt bleibt und etwas abgehoben wirkt – ein Manifest eben. Von den zahlreichen allgemeinen Kriterien für Slow Media lassen sich folgende herausstellen: Slow Media

  • sind ein Beitrag zur Nachhaltigkeit
  • fördern Monotasking
  • machen Qualität spürbar
  • sind diskursiv und dialogisch
  • werben um Vertrauen und
  • nehmen sich Zeit, glaubwürdig zu sein.

Diese Kriterien für Slow Media sollten aus Sicht von Grüner Journalismus ergänzt werden um

  • Relevanz (inhaltlich und gesellschaftliche Themenauswahl)
  • Transparenz (Berichterstattung und journalistische Arbeit)
  • Fairness (im Sinne des Code of Fairness der Freischreiber).

Auch wenn heute noch kein Medium diese hohen Ansprüche alle erfüllen kann, gibt es viele Beispiele mit einzelnen Elementen von Slow Media – und das Bild ist keineswegs vollständig:

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Es handelt sich übrigens nicht nur um vermeintlich elitäre Medien. Slow-TV in Norwegen (Echtzeit-Übertragungen z.B. von Postschiffreisen) ist ein Quotenhit im Fernsehen. Die übrigen Beispiele umfassen ein breites Spektrum: Delayed Gratification (Slow Journalism Magazine, UK), ZEITPUNKT (Nachhaltigkeitsmagazin, CH), entschleunigte TV- und Videoformate (Mora/ ARD-alpha oder BBC Four), hintergründige internationale Politikmagazine wie LE MONDÉ diplomatique (Le Monde/ taz), gemeinnützige Rechercheportale wie Correctiv, experimentelle Formate im Internet (Krautreporter), Magazine im Segment Sinn und Muße (emotion slow oder Hohe Luft) – bis hin zu Wochenzeitungen (DIE ZEIT oder derFreitag), die selektiver und weniger tagesaktuell arbeiten können als Tageszeitungen.

Die anwendungsorientierte Slow Media-Basisstudie hat gezeigt, dass die Befragten generell offen sind für Slow Media – darauf deuten zumindest folgende Ergebnisse hin:

  • 92,5 Prozent der Deutschen finden es wichtig, sich voll und ganz auf das zu konzentrieren, was man gerade macht
  • 69 Prozent genießen es, beim Lesen, beim Surfen im Internet oder bei Sehen von Filmen in eine andere Welt abzutauchen
  • für 76 Prozent ist Qualität das wichtigste Entscheidungskriterium beim Einkauf.

Slow Media haben einen hohen Qualitätsanspruch und können daher im Internet nicht kostenlos sein. Studien zu den Images von Medien (Engel/Mai 2015) zeigen, dass eine relevante Gruppe Interesse an anspruchsvollen, glaubwürdigen und objektiven Medien hat. Immerhin 42 Prozent wären laut einer Befragung des Branchenverbandes Bitkom bereit, für aufwendige Reportagen und Hintergrundberichte auch im Netz zu zahlen. In Medien-Communities wie bei taz.die tageszeitung äußert sich diese generelle Bereitschaft auch darin, dass viele für das Onlineangebot taz.de regelmäßig freiwillig zahlen (im Februar 2016 über 7.000 User) oder für die komplette Ausgabe (Print/ePaper) soziale Preisabstufungen akzeptieren. Aber insgesamt ist die Zahlungsbereitschaft für professionellen Journalismus im Internet noch zu gering, um die Verluste in den traditionellen Märkten aufzufangen und neuen Qualitätsjournalismus zu finanzieren. Daher laufen innovative Entwicklungen auch eher experimentell und in Marktnischen (z.B. Crowdfunding oder Stiftungsmodelle) als über die etablierten Medienverlage.

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