Eine angehende Nachwuchsjournalistin berichtet
Gastautorin: Ella Entzminger
Montag, 7:50, mein Zug sollte schon längst da sein, doch ich stehe immer noch am Bahnhof. Mal wieder. Mal wieder ist der Zug viel zu spät. Im Schulalltag erlebe ich die Herausforderungen der Mobilität auf dem Land am eigenen Leib. Unsere Schule — das Rhabanus-Maurus-Gymnasium — liegt nicht nur in wunderschöner Natur rund um Ottilien, sondern eben auch recht abgelegen, und für viele Schüler und Schülerinnen bedeutet das, dass der Weg zur Schule oft mit langen Fahrten oder komplizierten Verkehrsanbindungen verbunden ist. Hinzu kommt die stetige Verspätung der bei uns fahrenden Bayerischen Regionalbahn – ich selbst komme durch die Nutzung des Zuges regelmäßig unverschuldet zu spät in die Schule. Die Folge: Ich werde mit dem Auto zur Schule gefahren, um wenigstens für Klausuren pünktlich zu erscheinen. Gar nicht so, wie ich mir das vorstelle:ich will positiv fürs Klima agieren.
Die Frage, die sich stellt, ist, wie wir Mobilität nachhaltiger gestalten können, ohne dabei auf Bequemlichkeit und Effizienz zu verzichten. Außerdem soll nachhaltige Mobilität nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus sozialer Sicht betrachtet werden. Wie können wir sicherstellen, dass nachhaltige Verkehrslösungen für alle zugänglich sind, unabhängig von Einkommen und Wohnort?
Das schrieb ich im Januar. Antworten schienen mir unmöglich. Da wusste ich noch nicht, dass ich im April an der 81. young leaders Akademie teilnehmen würde. Das ist eine Veranstaltung der young leaders GmbH, ein Unternehmen, das sich der Bildung und Förderung sozial oder politisch engagierter Jugendlicher verschrieben hat. Und ich wusste auch nicht, dass sich die 81. Akademie genau um diese Themen drehen wird: Nachhaltigkeit und Mobilität. Mich hat der Austausch mit gleichaltrigen, gleich engagierten Jugendlichen, die Verantwortung übernehmen, mehr als beeindruckt. Auf eine ganz andere Art des out of the box-Denkens sind Lösungen machbar.
Jetzt weiß ich, dass Antworten auf meine Fragen mehr als möglich sind:
Effizient und bequem, so der Wunsch. Die Realität sieht anders aus. Dr. Sigrid Nikutta, Vorstandsvorsitzende der Bahn-Tochter DB-Cargo, meint bei ihrem Vortrag auf der Akademie: Wir als Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel müssen jetzt stark sein, um später die volle Effizienz und Bequemlichkeit genießen zu können. Der Vorteil der Schienen ist es, dass darauf sowohl Personenverkehr als auch Gütertransport stattfinden kann. Das ist ja gerade das nachhaltige. Gleichzeitig bringt es aber auch einen enormen logistischen, koordinativen Aufwand mit sich. Zur Erweiterung des Schienennetzes kommt die Reparatur und Wartung des bestehenden Materials noch dazu. Gerade in den letzten Jahren und Jahrzehnten wurde viel versäumt. Dieser „Umbau“ kann schon mal zu unerwünschten Verspätungen und leider auch Ausfällen führen. Früher oder später werden wir aber profitieren.
Sozial zugänglich soll sie auch noch sein, die nachhaltige Mobilität. Günstig und für Senioren und auch Kinder nutzbar. Um auf Lösungen zu stoßen, muss man nicht lang suchen. So gibt es in meinem Heimatort Utting schon seit mehreren Jahren die sogenannte Mitfahrerbank, ein Projekt, das gesittetes Trampen organisiert. Und auch Carsharing wird hier intensiv betrieben. Es stehen mehrere Autos im Ort verteilt und sind für alle Mitglieder des Vereins nutzbar. So können auch Menschen, die auf ein Auto verzichten wollen oder aus anderen Gründen keines besitzen und dennoch manchmal nicht ohne auskommen, eine gute Balance finden.
Bei young leaders wurde noch größer gedacht, nämlich an autonome Taxis, die jede und jeden überall abholen und chauffieren. Sind diese Taxis dann auch noch mit erneuerbaren Energien betrieben, bilden sie eine kostengünstige wie umweltfreundliche Transportmöglichkeit. Eine ganz anderer Lösungsansatz für Städte sind die sogenannten Superblocks. Der Begriff kommt aus dem Städtebau in Barcelona. Die Idee ist es, dass in einem Block alles existiert, was für den täglichen Bedarf von Nöten ist: Supermärkte, Cafés oder auch Spielplätze. Innerhalb eines Blocks ist alles zu Fuß in wenigen Minuten zu erreichen. Autos müssen draußen bleiben. Wenn man dann aber doch mal weiter weg muss, gibt es Fahrrad- Autobahnen und auch normale Straßen, um weitere Entfernungen zu meistern. Das soll Wohngebiete und Verkehr entlasten, da er nur auf die großen Straßen am Rand der Blocks verlagert wird.
Das Konzept klingt soweit erstmal toll, doch ist das auch umsetzbar? Wir können natürlich nicht unsere Städte abreißen und dann nach diesem System neu bauen — das wäre auch keine nachhaltige Lösung.
Einige Aspekte, wie der Schwerpunkt auf Mobilität mit dem Fahrrad, lassen sich dennoch sehr wohl in moderne und innovative Städteplanung integrieren. Denn ganz nach Dr. Nikutta: Alles, was wir jetzt in Zukunft und Nachhaltigkeit investieren wird sich auszahlen.
So wie sich auch diese Akademie für mich und meine „Mitleaders“ auszahlte. Denn
Nachhaltigkeit und Mobilität ist dank young leaders jetzt ein Thema, über das ich gerne in den Austausch mit anderen trete. Und genau das ist das wichtige bei der Sache: Gemeinsam. Sprechen. Handeln. Für unsere Zukunft.
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